Da die Geschichte
des Kaffees vor dem Jahr 1500 sehr vage ist und handfeste Daten
fehlen, umranken reich ausgeschmückte Erzählungen die Ursprünge
des Kaffees. Das Grundmotiv dieser Legenden ist die Entdeckung
und Nutzung der anregenden Wirkung des Kaffees.
In der Legende,
die der Maronitenmönch Faustus Naironus Banesius, ein gebürtiger
Syrer, 1671 aufzeichnet, wird der Kaffee durch das auffällige
Verhalten einer Viehherde entdeckt. Hirten aus Kaffa im Lande
Abessinien beklagten sich bei den Mönchen eines nahegelegenen
Klosters, dass ihre Tiere bis nachts keine Ruhe finden würden
und überhaupt keine Müdigkeit zeigten. An der Stelle, wo die
Tiere grasten, fanden die Mönche eine dunkelgrüne Pflanze, die
grüne, gelbe und rote kirschenartige Früchte trug, von denen die
Tiere geknabbert hatten. Die Mönche bereiteten sich daraus einen
Aufguss zu und siehe, ohne das geringste Bedürfnis nach Schlaf
konnten sie nun nachts wachen, beten oder angeregte
Unterhaltungen führen.
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Eine andere
Geschichte bemüht den großen Propheten Mohammed. Orientalische
Märchenerzähler berichten, dass dem todkrank und ermattet
daniederliegenden Propheten der Erzengel Gabriel erschien mit
einer Schale dampfender, dunkler Flüssigkeit. Nach dem Genuss
des Getränks gesundete Mohammed unvermittelt, gewann seine
Lebensgeister wieder und konnte mit dieser himmlischen Stärkung
ein riesiges islamisches Reich zusammenführen, wie es die Welt
bis dahin noch nicht gesehen hatte.
Eine weitere Sage
rankt sich um einen jungen Derwisch namens Omar. Verleumdet und
unschuldig verurteilt wurde er mit seinen Gefährten in eine
abgelegene Steinwüste verbannt. Halb verhungert und am Ende
seiner Kräfte probierte er von den Früchten eines ihm
unbekannten Strauches. Wie durch ein Wunder genesen kehrte er in
die Stadt zurück und brachte Kunde von der magischen Frucht.
Alle wollten nun von dieser Frucht kosten und Omar wurde mit
Ehren überhäuft und der Kalif schenkte ihm sogar einen Palast.
Fakten
Frühzeit
Der Kaffeebaum
hat mit Sicherheit schon in Frühzeiten existiert, geblüht und
Früchte getragen. Die Urheimat dürfte Äthiopien, dort das
abessinische Hochland, vielleicht die Provinz Kaffa, gewesen
sein. Die Annahme, dass die in dieser Region lebenden Menschen
die Früchte des Baums gekannt haben, ist nicht von der Hand zu
weisen. Eine Veredlung der Kaffeebohne durch den Röstprozess und
die Zubereitung eines Getränks ist jedoch sehr unwahrscheinlich
und lässt sich nicht nachweisen.
Anfang 11.
Jahrhundert
Von Ibn-Sina (Avicenna),
einem Heilkundigen und Philosophen aus Arabien, stammt die erste
schriftliche Erwähnung eines Heilmittels Bunchum", das aus dem
Jemen kam. Dass rund 500 Jahre später die Bezeichnung Bunc" für
Kaffeeanbau und -bohne genutzt wurde, gilt einigen Historikern
als Beweis, dass Avicenna schon den Kaffee gekannt haben könnte.
Verwunderlich erscheint nur, dass über mehrere Jahrhunderte
keine Hinweise auf das Produkt Kaffee auftauchten.
Mitte 15.
Jahrhundert
Seit Mitte des
15. Jhdt. scheint Kaffee in Arabien getrunken worden zu sein.
Dies geht aus einem berühmten arabischen Manuskript aus dem Jahr
1587 über den Kaffeeverbrauch hervor. Es stammt von Abd-al-Kafir
und wird in der Pariser Nationalbibliothek aufbewahrt. Die
Schrift basiert auf Aufzeichnungen eines Arabers namens
Shihab-ad-Din, die gut 100 Jahre älter sein sollen, aber nicht
mehr in schriftlicher Form vorliegen.
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Ältestes
Transportmittel für den Kaffee war das Kamel.
Eine Karawane bringt feinen "Mocha" zum Hafen. |
Ein anderer
zeitgenössischer Bericht wird so interpretiert, dass der Scheich
Gemaleddin, Mufti zu Aden, im Jahr 1454 in Jemen Kaffeekulturen
anlegen ließ, für die der Samen oder die Pflanzen aus den
abessinischen Bergen geholt worden waren.
2. Hälfte 15.
Jahrhundert
In diesem
Zeitabschnitt eroberte die Kaffeebohne über Mekka und Medina das
arabische Großreich und gelangte beispielsweise im Jahr 1510
nach Kairo. Gerade die unzähligen Pilger, die das Heiligtum der
Mohammedaner in Mekka besuchten, dürften die Kunde von dem neuen
Getränk verbreitet haben.
1511
Ein Zeichen für
die Popularität des Kaffeegenusses in Arabien war, dass Anfang
des 16. Jh. ein großer Streit über die Nützlichkeit oder
Schädlichkeit des Kaffeetrinkens entbrannte. Dieser
politisch-religiös motivierte Kampf führte 1511 zur Schließung
der Kaffeeschänken in Mekka durch Khair-Beg, dem Statthalter des
ägyptischen Sultans. Er wollte Neuerungen durchführen und wurde
deshalb vom Volk verspottet. Seine Nachforschungen ergaben, dass
es immer die Kaffeetrinker waren, die diese Scherze" über ihn
unter das Volk brachten. Außerdem soll er jeglichem Sinnesgenuss
abhold gewesen sein. Der Sultan von Ägypten hob dieses Verbot
jedoch zur Freude der Kaffeetrinker wieder auf.
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Türkischer Kaffeeverkäufer |
1517
Von nun an
sollten die Türken über einen Zeitraum von rund 100 Jahren die
Ausbreitung des Kaffees zu ihrer Sache machen. Sultan Selim I.,
Herrscher über das Osmanische Reich, hatte sich Syrien, Jemen
und Ägypten einverleibt. Im Jahre 1517 war die letzte Bastion,
das Kalifat Kairo, gefallen. Mekka und Medina kamen zum gleichen
Zeitpunkt unter türkische Herrschaft.
1. Hälfte 16.
Jahrhundert
Die Expansion des
auf dem Höhepunkt seiner Macht stehenden Osmanenreiches trug den
Kaffee in alle Winkel der beherrschten Gebiete. So spielte
Kaffee sowohl in Arabien wie auch in Kleinasien, Syrien, Ägypten
und im südöstlichen Europa eine zunehmend wichtige Rolle.
Überall entstanden Kaffeehäuser, in denen man sich dem
öffentlichen Genuss des Getränks hingeben konnte.
1530/1532
Es wurden die
ersten Kaffeehäuser in Damaskus und Aleppo, zwei städtischen
Siedlungen in Syrien, eröffnet.
1554
Die beiden
Kaufleute Hakim von Aleppo und Dschems von Damaskus gründeten
das erste Kaffeehaus auf europäischem Boden in Konstantinopel.
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Titelseite des
Reiseberichts von 1582:
Leonharti Rauwolfen, der Artzney Doctorn
und bestelten Medici zu Augspurg. |
Ende 16.
Jahrhundert
Forscher und
Reisende bringen nach und nach die ersten Informationen von dem
ungewöhnlichen Getränk nach Europa.
1582
Der Augsburger
Medicus Leonhart Rauwolf bereiste in den Jahren 1573 - 1576 den
vorderen Orient und lernte in Aleppo den Kaffee kennen. In
seinem Reisebericht aus dem Jahr 1582 beschreibt er als erster
Europäer das Getränk, den Ausschank und den Grundstoff. Er weiß
von dem Getränk folgendes zu berichten: Under andern habens ein
gut getränck / welliches sie hoch halten / Chaube von jenen
genennet / das ist gar nahe wie Dinten so schwartz / unnd in
gebresten / sonderlich des Magens / gar dienstlich."
1592
Der italienische
Arzt und Botaniker Prosper Alpinus bereiste im Zuge
venezianischer Handelsaktivitäten Ägypten vom Jahr 1580 an. Ein
Ergebnis dieser Reise war das Werk De Plantis Aegypti Liber",
das 1592 in Venedig erschien und in schriftlicher Form die
ersten detaillierten Zeichnungen sowie Beschreibungen der
Kaffeepflanze und -frucht enthielt.
Anfang 17.
Jahrhundert
Die ersten
Kaffees kamen nach Europa. Bereits 1595 könnten Kaffeesamen nach
Holland gelangt sein, wohl mehr als Kuriosum. Neugierig geworden
durch die Reiseberichte brachten dann unbekannte Handelsreisende
Kaffeebohnen als Proben oder sackweise nach Europa. 1624 traf
z.B. ein größerer Kaffeetransport in Venedig ein. Neben den
Hafenstädten, wie z.B. London, Amsterdam, Marseille und
Bremen/Hamburg, entwickelten sich auch Städte jenseits der
Nordgrenzen des osmanischen Reiches zu Zentren des
Kaffeeverbrauchs.
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Älteste bekannte
Darstellung einer Kaffeegesellschaft
in einem 1689 in Deutschland gedrucktem Buch. |
1645
Am Markusplatz in
Venedig wurde ein Kaffeehaus eröffnet.
ab Mitte 17.
Jahrhundert
Von der Zeit an
konnte von einem regen Handel mit Kaffeebohnen gesprochen
werden. Nach und nach machten in vielen Städten Kaffeehäuser
auf: 1650 Oxford, 1652 London, 1659 Marseille, 1663 Amsterdam
und Den Haag. 1672 hatten auch die Pariser ihr erstes
Kaffeehaus.
1673
In Bremen gab es
das erste Kaffeehaus auf deutschem Boden.
1677
Auch Hamburg
konnte sich von diesem Zeitpunkt an mit einem Kaffeehaus
schmücken.
2. Hälfte 17.
Jahrhundert
Informationen
über den privaten Kaffeekonsum begannen spärlich zu fließen.
Osmanische Gesandte und ihr prächtiger Hofstaat dürften die
europäischen Fürstenhäuser mit Kaffee bekannt gemacht haben.
Auch Wiener Archive geben Hinweise darauf, dass schon vor der
legendären Eröffnung eines Kaffeehauses durch Kolschitzky in
Wien der Kaffee dort bekannt war und auch konsumiert wurde.
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Dem Retter Wiens
und Besitzer des ersten
Wiener Kaffeehauses, Franz Georg Kolschitzky,
errichtete die Wiener Kaffeehausbesitzer-Innung ein Denkmal. |
1683
Vor Wien wurden
die Türken vernichtend geschlagen. Den Siegern fiel eine
unermessliche Beute in die Hände und der polenstämmige Franz
Georg Kolschitzky, der sich während der Belagerung von Wien
durch die Türken große Verdienste um die Stadt erworben hatte,
erhielt als Geschenk die zurückgelassenen Kaffeebestände und die
Erlaubnis für den Ausschank von Kaffee.
Damit war Wien
mit seinen Kaffeehäusern zwar ein wenig später dran als andere
europäische Städte, es könnte aber stimmen, dass in dieser Stadt
aus dem schwarzen Türkentrank" durch den Zusatz von Honig und
Sahne ein Getränk wurde, das so manchem europäischen Gaumen
besser mundete als das Original.
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"Nicht für
Kinder ist der Türkentrank...", im alten
Istanbul ließ man sich den kräftigen, zuckersüßen
Mocca von zarter Hand servieren. |
16. Jahrhundert
Die
arabisch-türkische Welt bezog ihre Kaffeebohnen fast
ausschließlich aus dem Südjemen. Hauptausfuhrhäfen waren die
Städte Mocha am Roten Meer und Jiddah, der Vorhafen Mekkas.
16./17.Jahrhundert
Die Ausbreitung
des Kaffee-Anbaus und die systematische Kultivierung auf vier
Kontinenten nahm ihren Anfang. Mit dem steigenden Bedarf im
Osmanischen Reich kam das arabische Kaffeemonopol immer stärker
unter Druck. Anfänglich hatten die arabischen Pflanzungsbesitzer
und Fernhändler den Kaffee-Anbau zum Staatsgeheimnis" erklärt.
Strenge Bewachung und die Beseitigung der Keimfähigkeit der
Bohnen durch heißes Wasser sollten die Aussaat an anderer
Stelle.
Mit dem
wirtschaftlichen Aufstieg der europäischen Nationen und dem
Erstarken ihrer Handelskraft bemächtigten sich diese nach und
nach des Produktes Kaffee. Speziell die Holländer versuchten in
den Besitz von keimfähigen Bohnen zu kommen. 1616 dürfte ihnen
das zum ersten Mal gelungen sein. Mit den Gründungen der
Ostindischen Kompagnie (1602) und Westindischen Kompagnie (1621)
gelang es den Holländern, ihren Einfluss und ihre
Handelsinteressen auf alle Erdteile auszudehnen. Sie waren es,
die 1648 Kaffeepflanzen nach Ceylon brachten, später dann
systematisch den Anbau auf Java, Sumatra, Bali, Timor und
Celebes begannen.
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"Kaffeetransport" in den Holländischen Kolonien. |
18. Jahrhundert
Dieser Zeitraum
stand ganz im Zeichen der Revolutionierung der Kaffee-Erzeugung.
Von den Kolonialmächten wurde die Kaffeepflanze nach und nach in
alle Gebiete der Erde gebracht, die für den Kaffee-Anbau
geeignet waren. Diese Expansion wäre nicht möglich gewesen, wenn
es nicht parallel dazu den Siegeszug des Kaffeegetränks in
Europa und Nordamerika gegeben hätten.
So war Kaffee
sowohl als Pflanze als auch als Getränk auf dem Vormarsch. Er
wurde zu einem Produkt von weltwirtschaftlichem Rang. Als
Importware gewann er innenpolitische Bedeutung in den
Konsumländern. Mit der beginnenden Industrialisierung avancierte
er zum Heißgetränk für alle Schichten und wurde damit zu einem
Haushaltsartikel, der jeden einzelnen interessierte.
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So stilvoll ließ
man sich seinen
Kaffee im Rokoko servieren |
Mit der
Popularisierung des Getränks waren viele Probleme zu lösen:
Gegenstände zur Zubereitung mussten entwickelt oder den neuen
Bedürfnissen angepasst werden. Zölle und Steuern wurden
eingeführt, um einerseits den Devisenabfluss zu bremsen und
andererseits das Staatssäckel zu füllen. Die jeweiligen
Herrscher beanspruchten das Monopol auf den Kaffeeverkauf oder
versuchten, den Konsum durch Verbote zu verhindern. Die Idee des
Kaffee-Ersatzgetränks wurde geboren.
Anfang 18.
Jahrhundert
1718 ließ der
Stadthalter von Batavia (Djakarta) Kaffeesamen nach Südamerika,
und zwar Niederländisch Guayana (Surinam), bringen. Aber auch
Franzosen und Engländer waren aktiv in der Verbreitung des
Kaffees in Lateinamerika.
Besonders
Seekapitäne oder Kolonialoffziere spielten eine wichtige Rolle
bei der Verbreitung des Kaffees. Sie waren es, die häufig unter
größten Anstrengungen Kaffeepflänzchen in die neuen Kolonien
brachten.
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Gabriel de Clieu
bringt die
empfindlichen Kaffeepflanzen
von Amsterdam nach Martinique. |
Berühmt ist die
Geschichte vom jungen französischen Marineoffizier de Clieu, der
1723 Kaffeebäumchen aus dem Jardin des Plants" in Amsterdam
über den Atlantik nach Martinique brachte. Seeräuber konnten
abgewehrt werden, Stürme wurden überstanden und das knappe
Trinkwasser musste mit den vielen Kaffeepflänzchen geteilt
werden.
1726
Wann und unter
welchen Umständen der Kaffee in Brasilien, dem später
wichtigsten Produktionsland der Erde, eingezogen ist, lässt sich
nicht mit Sicherheit sagen. Offiziell wurde die Geburtsstunde
des brasilianischen Kaffee-Anbaus in das Jahr 1726 gelegt, denn
1926 wurde das 200jährige Jubiläum des Cafeeiro" (portugiesisch
für Kaffeestrauch) gefeiert. Ob die ersten Pflanzen von Surinam
(aus holländischem Besitz) oder von Martinique (aus
französischem Besitz) in das Land gelangt waren, muss offen
bleiben.
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"Coffee,
Coffee muß ich haben, und wenn jemand mich will laben,
ach, so schenkt mir Coffee ein!" Aus der berühmten
Kaffeekantate
von Johann Sebastian Bach mit dem Text von Picander, 1732. |
1732
Johann Sebastian
Bach stellte seine Kaffeekantate" in einem Leipziger Kaffeehaus
vor.
1769
Die erste
Zichorienkaffeefabrik auf deutschem Boden nahm in Braunschweig
ihren Betrieb auf. Richtig volkstümlich wurde der Kaffee-Ersatz
dann allerdings erst, als Kaffee von Staats wegen zu teuer oder
gar verboten wurde, und Napoleon im Jahre 1806 versuchte, durch
die Kontinentalsperre England vom europäischen Markt
abzudrängen. Der sogenannte Kontinentalkaffee, ein
Surrogatkaffee, war geboren.
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Friedrich der
Große befürchtete, dass durch den hohen Kaffeeverbrauch
zuviel Devisen ins Ausland gingen und "gesünder als Kaffee
sei Biersuppe ohnehin". Ein grandioser Erfolg der
Brauereilobby jener Zeit. |
1780
Das Jahr ist ein
markantes Datum staatlicher Reglementierung des Kaffeegeschäfts.
Schon 1766 hatte Friedrich II., der Große, den Einfuhrhandel zum
Staatsmonopol erklärt. 1780 wurde das Monopol, ganz im Sinne der
französischen Vorbilder, auch auf das Rösten von Kaffee
ausgedehnt.
Kaffee durfte nur
noch in den königlichen Röstereien gebrannt werden
(Kaffeebrennzwang). Zur Kontrolle setzte Friedrich der Große im
ganzen Land Kaffeeschnüffler" ein, die aufgrund des
verräterischen Kaffeeduftes jede Gesetzesübertretung riechen und
ahnden sollten. Willkür dieser Zöllner, Kaffeeschmuggel,
Beschwerden und zunehmender Zorn bei den Bürgern waren die
Folge. Mit dem Tode Friedrichs war der Brennzwang dann vom
Tisch.
um 1800
Die
wesentlichsten Anbaugebiete, die sich im sogenannten
Kaffeegürtel zwischen den beiden Wendekreisen um die Erde
ziehen, waren von den Kolonialmächten für den Kaffee-Anbau
erschlossen. Die wenigen verbliebenen weißen Flecken wurden dann
im 19. Jahrhundert erobert.
um 1830
Während auf
deutschem Gebiet das Kaffeetrinken eher zu einer privaten
Angelegenheit wurde, sinnierte Honoré de Balzac in seiner
Novelle Massimilla Doni" über die soziale und politische Rolle
des Kaffeehauses: Das Café Florian in Venedig ist ein
Advokatensprechzimmer, eine Börse, ein Theaterfoyer, ein Klub,
ein Lesekabinett... Natürlich wimmelt es im Café von politischen
Spionen; aber ihre Gegenwart schärft das Genie der Venezianer,
dass sie die jahrhundertealte ererbte Wachsamkeit nicht
vergessen..."
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Kaffeeverkauf auf Londons Straßen |
um 1850
Kaffee war
endgültig zum Volksgetränk geworden. Der wohlhabende Bürger
genoss ihn morgens und nachmittags. Von den ärmeren Schichten
wurde Kaffee als eine Art Universalmahlzeit genutzt. Den ganzen
Tag über stand das Kaffeegetränk zumeist in Form von Kaffeesuppe
mit Brotbrocken auf dem Herd.
Das hatte
allerdings weniger mit Genusssucht zu tun, sondern eher damit,
dass Industrialisierung und Verarmung breiter
Bevölkerungsschichten die Zubereitung von vollständigen und
nahrhaften Mahlzeiten nicht zuließ und Kaffee immerhin munter
machte und die Hungergefühle dämpfte. Eine Streckung des teuren
Kaffees mit Surrogaten wie z.B. Zichorie war durchaus üblich.
1898
Die Kaffeesorte
Robusta wurde im großen Kongobogen in Afrika entdeckt. Heute
liefert diese Kaffeesorte rund 30% der Weltproduktion.
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"Historische" Kaffeemaschinen |
19. Jahrhundert
Die Geschichte
des Kaffees wurde in diesem Jahrhundert geprägt durch die
Bildung des spezialisierten Kaffeehandels, vom Produktionsland
über die Börsen, die Röstereien bis hin zum Verbraucher.
Kaffee-Anbau und -Produktion beeinflussten sich gegenseitig, die
Erfindung der Dampfschifffahrt revolutionierte das
Transportwesen und die Verbesserung der Kommunikation, z.B.
durch die Überseetelegrafie, schaffte die Voraussetzungen, dass
schnelle Nachrichten anstelle von Gerüchten die Preisfindung
bestimmten.
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Die Funktion
der Kaffeemühlen hat sich nicht geändert, wohl aber ihr
Aussehen und ihre Technik. Zwischen den schönen Handmühlen
aus Uromas Zeiten und den modernen elektrischen von heute,
liegen mehrere hundert Jahre. |
Beginn 20.
Jahrhundert
Brasilien war
längst zum größten Kaffeeproduzenten der Welt geworden.
Sporadisch übertraf allein die Kaffee-Erzeugung dieses Landes
die Nachfrage nach diesem Produkt. So drückte die Überproduktion
Brasiliens den Kaffeepreis an der New Yorker Terminbörse im Jahr
1903 auf das niedrigste Niveau (3,55 US-cents per lb), was je
erfasst wurde. 1906 produzierte Brasilien eine Rekordernte von
rund 20 Millionen Sack. Mit Unterstützung von wichtigen
Verbraucherländern kaufte der brasilianische Staat den Kaffee
auf, um ihn dadurch künstlich aufzuwerten (Valorisation).
In vielen
Erzeugerländern zählt der Kaffee zu den wichtigsten Agrargütern.
Seine Bedeutung findet ihren Ausdruck auch auf Banknote und
Briefmarken. Hier die Abbildung eines 5-Colones Geldscheins aus
Costa Rica.
20. Jahrhundert
bis heute
Das Kaffeerösten
im Haushalt wurde endgültig vom industriellen Fertigprodukt
abgelöst. Erfindungsgeist ließ das Kaffee-Angebot für den
Verbraucher immer vielfältiger werden. 1901 präsentierte der
Japaner Dr. Sartori Kato auf einer bedeutenden Ausstellung das
erste lösliche Kaffeepulver. 1938 legte die Firma Nestlé den
Grundstein für die kommerzielle Vermarktung des löslichen
Kaffees, auch Extraktkaffee oder Instantkaffee genannt. Um 1900
erfolgten die ersten Versuche zur Entkoffeinierung des Kaffees.
Aber erst Ludwig Roselius verhalf dem entkoffeiniertem Produkt
als Kaffee HAG" (Patent 1905) zum weltweiten Erfolg.
Der Anstieg der
Nachfrage machte Kaffee zum zweitwichtigsten Handelsgut nach
Erdölprodukten. Begleitet wurde diese Entwicklung durch Phasen
von Überproduktion, sogar von Kaffeeverbrennung,
Preiseinbrüchen, Weltwirtschaftskrise, Konsumrückgängen während
zweier Weltkriege und der Schaffung von Weltkaffee-Abkommen zur
Stabilisierung der Kaffeepreise.
In Deutschland
wurde Kaffee nach dem Ende des II. Weltkriegs zu einem Symbol
von Wiederaufbau und Wirtschaftswunder. Kaffeetrinken hieß, sich
wieder etwas leisten zu können. Abschließend sei ein türkisches
Gesetz aus frühen Zeiten erwähnt, das zeigt, wie ernst es dem
Menschen mit dem Genussmittel Kaffee war. Denn besagtes Gesetz
verstieg sich zu der Bestimmung: Wenn ein Ehemann der Gattin den
Kaffee verweigere, so sei dies ein triftiger Grund zur
Scheidung.
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