Die Sterndeuter
haben Recht: die Sterne lügen nie, nur die Menschen wissen sie
nicht so recht zu deuten. Das gilt in der Astrologie ebenso wie
in der Hotellerie. Sterne sollen knapp und eindeutig Auskunft
über die Ausstattung, den Komfort und Qualität einer Bleibe
geben. Im Prinzip gibt es klare Regeln dafür, welches Hotel sich
mit wie vielen Sternen schmücken darf.
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Die
Reiseprospekte überfüttern ihre Leser mit einem wahren Sternenregen. Früher
waren fünf Sterne der Inbegriff größten Hotelluxus, inzwischen haben sehr noble
Häuser noch einen sechsten Stern an das Hotelportal geheftet. Die Hotelsterne
beschreiben die Häuser durchaus brauchbar, wenn man sie zu deuten versteht. Das
heißt auch, man darf ihnen nur eingeschränkt trauen. Über die Lage eines Hotels
schweigen sie sich aus. Ein gutes Hotel in einer viertrangigen Gegend kann also
durchaus ein Fünf-Sterne-Hotel sein. Auch darüber ob ein Haus wieder einmal
renoviert werden müsste und schon etwas schmuddelig wirkt, sagen sie nichts aus.
Je nach Weltregion funkeln die Sterne (es können auch Palmen, Sonnen und Ziffern
oder sonstige Merkmale sein) unterschiedlich hell. Die Sterne des Südens müssen
ganz anders gedeutet werden, als deutsche Sterne.
In
Deutschland gilt: Der erste Stern steht für ein ordentliches aber einfach
ausgestattetes Haus. Zwei Sterne sollten zu einem etwas besseren Hotel führen,
doch oft zeugt Stern Nummer 2 nur davon, dass der Hotelwirt die Leistung seines
Hauses etwas weniger kritisch beurteilt, als der Kollege vom Ein-Stern-Haus. Die
Unterschiede zwischen Ein- und Zwei-Sterne-Hotels sind meist kaum festzustellen,
es sei denn an einer höheren Rechnung.
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Welche
Klasse man bucht, ist manchmal keine Frage der Sterne. Ab dem dritten Stern –
dem für Dusche und Badezimmer – fallen weitere Sterne für Urlauber also nicht
mehr so sehr ins Gewicht. Ob nun direkt vom Zimmer aus die Familie zuhause
angerufen werden kann oder ob das Hotel das Gespräch vermittelt, spielt
angesichts der Hotelgebühren für Telefonate ohnehin keine große Rolle. Wer kann
sich schon leisten, in den Ferien unablässig am Hoteltelefon zu hängen, ganz
abgesehen, dass das dann kein Urlaub wäre. Die Sportanlagen werden wenig
gebraucht, wenn man einen Strandurlaub gebucht hat. Im Fünf-Sterne-Hotel wird
das gleiche Modell eines Extrabetts für das bei den Eltern übernachtende Kind
ins Zimmer gerollt, wie im Drei-Sterne-Haus – nur das kostet im Five-Star-Hotel
ein paar Sterntaler mehr.
In Deutschland ist der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA für die
Klassifizierung der Hotels, Pensionen und Gasthöfe zuständig. Die
Klassifizierung geschieht freiwillig auf Wunsch des Hotelbetreibers. Hotelsterne
sagen allerdings wenig über Charme und Atmosphäre eines Hotels aus.
Das System des Dehoga beruht ausschließlich auf objektiven,
nachprüfbaren Kriterien. Ein Drei-Sterne-Haus etwa muss unter anderem ein
Frühstücksbuffet (statt Tellerfrühstück), eine eigenständige, separate Rezeption
(12 Stunden besetzt, 24 Stunden von innen und außen erreichbar), eine
Mindestzimmergröße (14 Quadratmeter Einzelzimmer, 18 Quadratmeter Doppelzimmer),
auf jedem Zimmer Dusche/WC oder Bad/WC, ein hoteleigenes Restaurant oder die
Akzeptanz von Kredit- oder EC-Karten oder elektronischem Lastschriftverfahren
vorweisen.
Wichtig: Die Sterne-Bewertung des Dehoga sagt nichts aus über
subjektive Empfindungen wie die Lage des Hotels, seine Atmosphäre, den Ausblick
aus dem Zimmer, eventuelle Geräuschbelästigung oder die Freundlichkeit des
Personals.
Subjektive Kriterien wiederum stehen im Mittelpunkt der
Bewertung der einschlägigen Hotelführer (etwa Aral, Varta, Michelin). Sie
verlassen sich auf die Eindrücke ihrer anonymen Tester und kommen daher oft zu
völlig anderen Ergebnissen als die Prüfer des Dehoga. Auch örtliche
Fremdenverkehrsämter nehmen in Deutschland eigene Bewertungen vor. Die Kriterien
dafür sind aber - ähnlich wie die der Hotelführer - oft weniger transparent als
die des Dehoga.
Sterne - Das bedeuten sie
Tourist *
- Unterkunft für einfache Ansprüche
Minimalausstattung mit Haken statt Kleiderschrank, einer Lampe, Bett,
Papierkorb und Waschbecken – plus Dusche oder Bad auf der Etage. Wäschewechsel
einmal in der Woche. Kein weiterer Hotelservice. Die Rezeption ist oft nur
morgens und abends besetzt, für die übrige Zeit erhält der Gast einen
Haustürschlüssel oder kann einen Wachdienst herausklingeln. Einfaches Frühstück
aus mindestens zwei Sorten Brot, dazu Marmelade, Wurst und Käse. Als Getränk
Wahl zwischen Kaffee, Tee und Kakao. Andere Länder bieten ein gleichwertiges
Minimalfrühstück in anderer Zusammensetzung, je nach ihrer kulturellen
Tradition.
Standardklasse**
- mittlere Ansprüche
Im Zimmer ein zweite
Lampe am Bett, Kleiderschrank oder Kleidernische mit Bügeln. Ein Stuhl oder
Sessel pro Gast. Wäschewechsel alle drei Tage. Dusche im Zimmer. Landesübliches
Frühstück, in Deutschland Büfett mit bescheidener Auswahl.
Komfortklasse***
- gehobene Ansprüche
In der Ausstattung kommen Kofferablage, großer Spiegel, obligatorischer
Kleiderschrank, Telefon und eine Sitzecke hinzu, meist auch ein Fernsehgerät (im
Katalog angegeben, falls vorhanden). Bad oder Dusche mit Vorhang, Badetuch und
Seife/Duschgel. Wäschewechsel und Zimmerreinigung jeden Tag. Das Frühstück
bietet an einem größeren Büfett ein international orientiertes Angebot.
First Class****
- hohe Ansprüche
Gehobene Ausstattung mit Teppichen, kleinem Kühlschrank mit Minibar, Safe, in
heißen Ländern Klimaanlage, sonst regulierbare Heizung. Im Bad ständige
Erneuerung verbrauchter Badezusätze und Shampoos. Ausstattung mit Haartrocknern
und Waage. Die Rezeption ist rund um die Uhr besetzt. Weckservice. Großes
internationales Frühstücksbüfett mit zusätzlichen warmen Gerichten.
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Luxusklasse*****
- höchste Ansprüche
Sehr geräumige Zimmer mit Ausstattung in Wohnatmosphäre. Täglich frische
Blumen. Meist zwei französische Betten. Mehrere zusätzliche Sessel oder Couch.
Reichhaltige Gästeartikel wie Schuhputzzeug, Schreibmappe usw. obligatorisch. Im
Bad Bademantel, Hausschuhe, zusätzliche Kosmetikartikel wie Nagelfeile,
Duschhaube u. ä. Zimmerservice rund um die Uhr, also auch Champagner früh um
vier. Das Frühstück bietet vollständige internationale Frühstückvarianten an
(amerikanisch, japanisch, mitteleuropäisch). Das Hotel verfügt außerdem über
mehrere Restaurants, Fitnessräume und ein Hallenbad.
Sechs Sterne******
- auch das gibt es
Keine bloßen Zimmer – sondern Suiten, das heißt mindestens zwei miteinander
verbundene große palastartige Räume. Zweitfernseher. Jedes Stockwerk verfügt
über eigenes Servicepersonal, Tag und Nacht, das Ihnen alle Wünsche von den
Augen abliest. Kein Wunder, denn jede Besetzung muß sich nur um drei oder vier
Gäste kümmern. Ausstattung oder Service werden ständig an Ihre individuellen
Wünschen angepaßt. Ein Stirnrunzeln genügt, um das Personal in Trab zu bringen.
Was eine Nacht kostet? Das wollen Sie nicht wirklich wissen ...
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Andere
Länder - andere Sterne
Von Land
zu Land gelten andere Regeln für die Klassifikation von Hotels. In den
USA sind
Hotels etwa eineinhalb Klassen besser als entsprechend mit gleich vielen Sternen
verzierte Häuser in Deutschland. Die Dienstleistungen im amerikanischen Haus
sind oft sogar den deutschen Vergleichshäusern um zwei Stufen überlegen.
In
Frankreich halten sich die Spitzen-Hoteliers bei der Sternen-Vergabe etwas
zurück, weil dort mehr Sterne automatisch zu höheren Steuerforderungen seitens
des Staates führen. Das deutsche Niveau wird auf der anderen Seite bei Zwei- und
Dreisterne-Häusern selten erreicht. Preis und Leistung entsprechen in der
Provinz dem deutschen Standard, in Paris muss mit Enttäuschungen gerechnet
werden.
Die
Griechen übertreiben gerne bei der Klassifizierung ihrer Hotels. Wer griechische
Hotels in Gedanken etwa um zwei Schritte herabstuft, wird keine Enttäuschungen
erleben – das gilt auch in etwa für die Dienstleistungen der Häuser. Statt auf
Sterne verlässt man sich in Griechenland auf Buchstaben. A steht dabei für
gehobenen Luxus (5 – 6 Sterne), E für die spartanisch eingerichtete
Anfangsklasse.
Britische
Sterne entsprechen durchaus den deutschen Sternen. Gemessen am Preis sind die
Hotels in England und
Schottland immer um eine Stufe teurer als deutsche, und
die Matratzen in den Hotels sind manchmal durchgelegen. Um Matratzen aber
kümmert sich kein Stern-Verleiher.
In
Italien ist ein Stern immer zu viel aufgetragen, streicht man ihn im Geiste weg,
findet man angenehme Häuser mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis.
In
Spanischen Hotels entspricht die Sterneinteilung in etwa der deutschen, wobei
sie aber eine Stufe teurer ist. Wenn es weniger Vier-Sterne Häuser als anderswo
gibt, so hängt das mit spanischen Steuergesetzen zusammen. Ab dem fünften Stern
wird mehr Steuer verlangt.
Türkische
Hotels entsprechen, was Sterne an Ambiente und Service versprechen, nicht ganz
dem mitteleuropäischen Standard. Dafür aber übertreffen die dortigen Häuser
vergleichbare deutsche Hotels klar im Preis-Leistungs-Verhältnis.
In Asien
(Singapur, Malaysia, Philippinen, Indonesien, Hongkong, Taiwan, China) sind die
Hotels was Service, Ambienten und Ausstattung anbetrifft den mit Sternen gleich
gesegneten Häusern in Deutschland um mindestens eine Stufe überlegen. Wenn es um
Preis und Leistung geht, übertreffen die Asiaten die deutschen sogar um zwei bis
zweieinhalb Stufen.
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