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Die 5. Jahreszeit


    Vom Fest der Narren

 

Frühling, Sommer, Herbst, Winter und ... richtig: die fünfte Jahreszeit heißt Karneval! Bei diesem Stichwort denken die meisten Menschen sofort an schöne venezianische Masken oder an Rio de Janeiro und seine bunten Samba-Gruppen. Aber auch hierzulande sind die Narren los. Die "närrische Zeit" wird auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz gefeiert.

Das närrische Treiben der so genannten fünften Jahreszeit kennt heute im deutschsprachigen Raum zwei unterschiedliche Spielarten: den rheinischen Karneval einerseits und die schwäbisch-alemannische Fasnet andererseits. Für manche liegen zwischen beidem Welten: hier die Narren – dort die Jecken, hier das Alte – dort das Neue, hier das Echte – dort das Seichte...
Insbesondere die gestrengen Brauchhüter der südwestdeutschen Fasnet neigen gerne zu solchen Werturteilen. Karneval kontra Fasnet - das ist in ihren Augen Kostümierung kontra Vermummung, Pappnase kontra Holzlarve, Spontaneität kontra Ritual, Leichtsinn kontra Schwermut oder, ein wenig zugespitzt, Weinseligkeit kontra Bierernst. Der Karneval, auch Fastnacht, Fasnet oder Fasching genannt, hat in unseren Gefilden sogar eine besonders lange Tradition.

Ein kurzer Blick zurück ins Mittelalter beweist es: Das lateinische carne vale bedeutet soviel wie "Abschied vom Fleisch". Damit sind die Wochen zwischen dem Dreikönigstag (6. Januar) und dem Osterfasten gemeint: Nach dem Karneval beginnt im katholischen Glauben die 40tägige Fastenzeit. Katholische Christen dürfen in dieser Zeit Fleisch und auch einige andere Lebensmittel nicht essen. Ist es ein Wunder, dass die Menschen vorher noch einmal genussvoll essen und trinken wollen?

Die "Fastnacht", die Nacht vor dem Fasten, dauert sechs Tage lang, vom "unsinnigen Donnerstag" bis zum "Faschingsdienstag". In dieser Hochzeit des Karnevals gibt es viel gutes Essen, Wein, Bier und Schnaps. Musikanten spielen auf, es wird gescherzt und getanzt. Die Leute verkleiden sich mit fantasievollen Masken und Kostümen. So können sie während der närrischen Tage allen Leuten die Meinung sagen, was sie sich sonst wohl nicht bei allen trauen würden. In jeder Region, ja sogar in jedem Ort haben sich im Lauf der Jahrhunderte eigene Masken und Fastnachtsbräuche entwickelt.

Für die Kirche zeigt sich im lauten Karneval die verrückte und verkehrte Welt des Teufels. Weil aber gerade im Kontrast dazu die stille Fastenzeit und das Osterfest an Würde und Bedeutung gewinnen, duldet sie ihn. Seit dem 19. Jahrhundert lässt der Glaube im deutschsprachigen Raum immer stärker nach. Mit dem Osterfasten verschwindet auch die religiöse Bedeutung des Karnevals. Seine übrigen Funktionen erfüllt er aber weiter. Bis heute verkleiden und maskieren sich viele Menschen gerne. Sie wollen für ein paar Tage oder Wochen ihr Alltagsleben vergessen und in eine andere Rolle schlüpfen. Sie wollen miteinander Spaß haben und feiern. Viele nützen die ausgelassene und freizügige Stimmung auf den großen und kleinen Festen auch für amouröse Abenteuer.

Bekanntester Ausspruch im Kölner Karneval ist der Ruf „Kölle Alaaf“, der erstmals im 16. Jahrhundert durch den Fürsten Metternich in einer Bittschrift verwendet wurde (Cöllen al aff: Köln über alles). Er wird heute übersetzt mit „Köln allein, die alte Stadt vornean“. „Helau“ bedeutet dagegen so viel wie „hell auflachen“ und stammt von dem Adverb „Hellauf“ aus dem 18. Jahrhundert. Über die konkreten Wurzeln des Karnevals sind sich die Wissenschaftler uneinig. Bekannt ist nur, dass es zu allen Zeiten und in allen Gesellschaftsformen einen Tausch der Rollen gegeben hat. Während der Reformation war der Fasching in weiten Teilen des Landes verboten. Die Reformatoren hatten kein Verständnis für solchen „mutwillen, Schreien und andre leichtfertigkeit“. Bis auf wenige Ausnahmen ist der Fasching auch heute noch hauptsächlich auf die katholischen Gebiete begrenzt. Im Rheinland soll der Karneval mit dem Ende der französischen Besetzung des Rheinlands wieder entdeckt worden und seine Bräuche zum Leben erweckt worden sein.

Die "fünfte Jahreszeit" beginnt am 11.11. um 11 Uhr und 11 Minuten. In vielen Orten gibt es Karnevalsvereine, die aus ihren Reihen einen Faschingsprinzen und eine Prinzessin wählen. Dieses Prinzenpaar "herrscht" während des Karnevals über das "Narrenvolk". Die Zeit der Maskenbälle und Faschingsfeiern fängt erst nach Neujahr an und erreicht ihren Höhepunkt zwischen dem "unsinnigen Donnerstag" und dem "Faschingsdienstag". Die Hochburgen des Karnevals sind vor allem im Rheinland zu finden. Die größten Karnevalsumzüge finden in Köln, Mainz und Düsseldorf am "Rosenmontag", dem vorletzten Tag des Karnevals, statt. Dabei sind sich Kölner und Düsseldorfer nicht immer ganz grün: Tunlichst vermeiden sollte man es, in einer Kölner Kneipe ein Alt zu bestellen oder in Düsseldorf ein Kölsch! Aber auch Städte wie Bonn oder Krefeld müssen sich nicht hinter den Grosstädten des Karnevals verstecken. Auch in anderen Gegenden Nordrhein-Westfalens wird Karneval gefeiert, so z.B. im Münsterland. Aber im Rheinland nimmt der Karneval eine besondere Stellung ein. Während der "gemeine" Westfale den Karneval als eine Gelegenheit zum Feiern und Biertrinken sieht, wie viele andere auch, steht im Rheinland in der "fünften Jahreszeit" alles Kopf. Im süddeutschen Raum wird der Karneval als Fastnacht oder "Fassenacht" vor allem in Hessen und Rheinland-Pfalz zelebriert. Wohl jedem aufmerksamen ZDF-Seher dürfte "Mainz, wie es lacht und singt" ein Begriff sein.

Am Faschingsdienstag wird noch einmal richtig wild gefeiert, bis kurz vor Mitternacht mit dem "Kehraus", dem letzten Tanz, der Karneval zu Ende geht. Am nächsten Tag, dem "Aschermittwoch" streute man sich früher, zum Zeichen der Reue morgens Asche auf den Kopf und begann mit dem Fasten. Heute dagegen schluckt so mancher eine Kopfschmerztablette und geht dann zur Arbeit. Die wilden Tage sind zu Ende und das Alltagsleben geht wieder los. Bis zum 11.11. um 11 Uhr 11!
 

Zur Karnevalszeit rufen sich die Narren wieder begeistert "Alaaf", "Helau" und "Narri-Narro" zu, doch was ist damit gemeint? Ein Gruß, ein Anfeuern oder einfach nur Spaß an der Freud'? Das närrische ABC verrät, welche ursprünglichen Bedeutungen diese und andere Traditionsbegriffe haben und woher sie stammen.

Alaaf: Dieser bekannte Kölner Ruf wurde von Fürst Metternich im 16. Jahrhundert in einer Bittschrift geprägt. Im Karneval ist er jedoch erstmals im 18. Jahrhundert als Lob- und Trinkspruch bezeugt. Er leitet sich von "all ab" und bedeutet "nichts geht über". Wenn die Kölner ihr "Kölle Allaf" rufen, dann bejubeln sie in Wirklichkeit ihre Stadt - keine andere lässt sich mit ihr vergleichen.

Bütt:
Die Bezeichnung für ein offenes Fass geht auf das mittel-
lateinische Wort "butina" (Flasche, Gefäß) zurück. Für den Bütten-
redner war und ist es auch heute noch der beste Platz, um Publikum und Politik die Leviten zu lesen.

Elf: Für die Narren ist die 11 eine symbolische Zahl. Die Eins neben der Eins soll die Gleichheit aller Narren demonstrieren. Vermutlich hängt die Schnapszahl aber mit dem 11.11. zusammen, dem Martinstag, der im Rheinland früher vor Beginn der vorweihnachtlichen Fastenzeit besonders ausgiebig gefeiert wurde.

Eulenspiegel: Die Figur des Till Eulenspiegel geht auf eine Erzählung aus dem 15. Jahrhundert zurück, in der die wundersamen Erlebnisse des schalkhaften Bauernsohns Till geschildert werden. Bekanntlich nimmt er Aufforderungen allzu wörtlich und verdreht sie dadurch ins Närrische. In der Fastnacht trägt der Till traditionell eine Kappe mit Eselsohren, Hahnenkamm und Glöckchen.

Fasching: In Süddeutschland und Österreich die offizielle Bezeichnung für die närrischen Tage. Das Wort taucht im 13. Jahrhundert als "vastschang" auf und heißt "Ausschenken des Fastentranks". Im 17. Jahrhundert wurde dann die neue Endung "-ing" angehängt.

Fastnacht:
Schon im Mittelalter um 1200 ist die "vastnacht" belegt. Bevor die Kirche im 12. Jahrhundert die Fastnacht als Zeit vor dem
Fasten definierte, feierte man sie im ganzen deutschen Raum als
Vorfrühlings- und Fruchtbarkeitsfest.

Helau: Diesen närrischen Schlachtruf haben die Mainzer 1935 aus
Düsseldorf mitgebracht. Seine wahre Herkunft ist umstritten. Manche  Fastnachtshistoriker vermuten im Kinderruf Hela bzw. im Hirtenruf Helo eine Namenspatenschaft: Hela riefen die Kinder früher beim Versteckspielen. Mit Helo-Rufen hingegen trieben die Bauern ihr Vieh nach Hause. Andere wiederum sehen den Wortursprung im hebräischen Halleluja. Für Narren ist eben die Fastnacht der Himmel auf Erden.

Karneval: Das seit dem 17. Jahrhundert nachweisbare Wort steht
synonym für Fastnacht und stammt vom italienischen "carnevale" ab. Die Ableitung aus carne vale, sprich "Fleisch, lebe wohl", gilt als populär, aber unbewiesen.

Kölsch: Für echte Kölner Begriff für alles, von der Sprache über das Gemüt bis hin zum obergärigen Bier.

KuKaKö: Mit diesem Hochruf zeigen die Karnevalisten in Köthen
besonderen Humor. Denn KuKaKö steht für Kuh Kaff Köthen und
verweist augenzwinkernd auf den einst blühenden Viehhandel der in Sachsen-Anhalt gelegenen Stadt.

Narri-Narro: Der überregionale Narrenruf in der alemannischen Fasnacht lädt zum Mitmachen ein: Der Narr ruft Narri, die Zuschauer antworten mit Narro.

Weck, Worscht, Woi: Die kulinarische Marschverpflegung der Mainzer Narren besteht typischerweise aus Brötchen, Fleischwurst und Wein.

Zug: Viele Karnevalisten und Fastnachter sehen im närrischen
Straßentreiben den eigentlichen Höhepunkt. Der Rosenmontagszug in Köln, Düsseldorf, Mainz und Cottbus lockt jedes Jahr Millionen
Zuschauer an den Zugweg und an den Fernsehschirm.

 

 

 
 

 

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