Niemand weiß genau,
wann der Mensch auf den Ball gekommen ist - irgendwann in grauer
Vorzeit. Auch Fußball hat eine mindestens 3000 Jahre alte
Geschichte. Der genaue Ursprung des Ballspiels ist unbekannt.
Aber es gibt Hinweise, dass fast überall auf der Welt zu fast
allen Zeiten mit Bällen oder Kugeln gespielt wurde: von den
alten Chinesen bis zu den Azteken, Indianern, Griechen und
Römern und den keltischen Stämmen Europas.
In
China spielte man schon vor 3000 Jahren Fußball - Tsu Chu hieß
dieser Sport. Ein Schriftzeichen beschreibt sehr genau, was man
sich darunter vorzustellen hat.
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"Ein Ball aus
Leder gemacht, gefüllt mit irgendwas, damit man ihn umher
kicken kann, zur Erholung, wenn
man Zeit dafür hat." |
Die
Chinesen spielten eine sehr technikbetonte Form des Fußballs: es
kam vor allem darauf an, den Ball mit dem Fuß zu jonglieren und
ihn dann einem Mitspieler zuzuspielen. Bereits im 4. Jahrhundert
v. Chr. sollen es die Chinesen gewesen sein, die ein
fußballähnliches Spiel ausübten und damit als Entdecker einer
Sportart gelten, die längst ihren Siegeszug um die ganze Welt
angetreten hat.
Das Ts´uh-küh
(d.h., den Ball mit dem Fuß stoßen) wird erstmals 2697 v.Chr., zur Zeit
der Huang-Dynastie erwähnt. Von den Regeln des ältesten chinesischen
Fußballspiels ist nichts mehr bekannt, nur dass das Spiel zur
militärischen Ausbildung gehörte und zunächst auch ausschließlich von
Soldaten gespielt wurde. Anfänglich benutzte man einen mit Federn
gefüllten Vollball, der gegen zwei fünf Meter hohe Tore gespielt wurde.
Eine Variante erzählt von einer mit Federn und Haaren gefüllten
Lederkugel. Diese musste mit dem Fuß in ein an langen Bambusstangen
befestigtes kleines Netz mit etwa 30 bis 40 cm Öffnung gestoßen werden,
ein Kunststück, das sicherlich sehr viel Geschicklichkeit und gute Technik
verlangte. Daneben existiert eine andere Version, bei der die Spieler
nicht ungestört das Ziel anvisieren konnten, sondern den Ball mit Füssen,
Brust, Rücken, Schultern nur nicht mit der Hand zu spielen und sich gegen
Angriffe eines Gegners zu behaupten hatten. Die kunstvolle Balltechnik der
heutigen Spitzenspieler ist also gar nicht so neu, wie oftmals angenommen
wird.
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Aus der
Tangzeit, der ersten Hochblüte des alten China um 1280-618
v. Chr. ist ein Gedicht überliefert, in dem es heißt, dass
man einen Ball aus acht Lederstreifen nähte. Um Luft in den
Ball zu bekommen, erhitzte man das Leder und kühlte es
nachher im Wasser ab, dann wurde der Ball mit Fäusten und
Füßen herumgestoßen, also ein rugbyartiges Fußballspiel
betrieben. |
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In
der Epoche der Ts'in-Dynastie bis zum Ende der Sui-Dynastie (221
v. Chr. bis 618 n. Chr.) erreichte das Fußballspiel in China den
Höhepunkt seiner Beliebtheit. Es wurde zum Unterhaltungssport
und nahm professionelle Züge an. Die Regeln wurden in einem 25
Kapitel umfassenden Handbuch niedergelegt. Pokale und kostbare
Stoffe wurden als Preise für siegreiche Mannschaften vergeben.
Auch Frauen spielten Fußball. Erstaunlicherweise verschwand
dieses Spiel um 900 n. Chr. völlig und geriet in Vergessenheit.
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Konfuzius
551-458 v.Chr. |
Wahrscheinlich von China her (seit dem 8. Jahrhundert n.Chr.)
ist das Fußballspiel in etwas anderer Form, nämlich als
Kreisfußball, nach Japan gekommen und dort noch heute als Kemari
bekannt. Das Spiel wurde in eine kultische Zeremonie
eingebunden, die auf den Tempelbezirk als Schauplatz und den
Hochadel als Teilnehmer beschränkt blieb.
Viel
weniger spektakulär, dafür feierlicher, würdevoller, eine
zeremonielle Übung, die zwar Geschicklichkeit verlangt, aber
sicher keinen Wettkampfcharakter wie das chinesische Spiel und
schon gar nicht die Art eines Kampfes um den Ball hat. Auf
relativ kleinem Raum spielen die Akteure einander den Ball zu,
ohne dass er den Boden berühren soll.
Das Kemari wird von 4 bis 6
Spielern bestritten, die - in prächtige Kimonos gehüllt - sich im Kreis
aufstellen und mit ebenso viel Würde wie Geschicklichkeit versuchen, den
Ball abwechselnd hoch zu kicken und so lange wie möglich in der Luft zu
halten. Noch heute pflegen zwei Kemari-Clubs in Kyoto die Tradition des
Spiels.
Ägypten, Antike
und Mittelalter |
Die alten Ägypter nahmen den Ball sogar mit ins Grab. Zu sehen ein Ball
aus Leinen, gefunden in einem Grabmal. Lebhaft ging es beim
griechischen "Episkyros", von dem relativ wenig überliefert ist, zu.
Ein Relief aus dem griechischen
Nationalmuseum von Athen: ein junger Mann jongliert einen Ball auf dem
Oberschenkel. Vermutlich dienten solche Übungen dazu, die Körperbeherrschung
zu trainieren. Das griechische Relief datiert in die Mitte des vierten
Jahrhunderts vor Christus.
Bei den Römern war der Ball
kleiner, zwei Mannschaften spielten auf einem rechteckigen Feld
gegeneinander, das durch Grundlinien abgegrenzt und durch eine Mittellinie
halbiert war. Der Ball musste hinter die Grundlinie des Gegners befördert
werden. Es wurde zugespielt, getäuscht, die Mitglieder einer Mannschaft
hatten schon verschiedene taktische Aufgaben, und das Publikum nahm
lautstarken Anteil an ihren Leistungen und am Ergebnis. Der Fuß spielte,
wenn überhaupt, nur eine geringe Rolle. 700 oder 800 Jahre lang blieb
dieses Spiel sehr beliebt. Die Römer brachten es auch nach Britannien mit,
aber ob es als wesentlicher Vorläufer angesehen werden kann, bleibt
zweifelhaft - ebenso wie beim "Hurling", das unter der keltischen
Bevölkerung populär war und auch heute noch - in Cornwall und in Irland
betrieben wird. Einflüsse mag es gegeben haben. Aber auf jeden Fall fand
die entscheidende Entwicklung des Spiels, das wir heute als Fussball
kennen, in England und in Schottland statt.
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Ob das "Harpastum" der Römer
etwas mit Fußball zu tun hatte oder nicht, darüber streiten sich die
Gelehrten noch heute. Da es oftmals in Verbindung mit dem Ringkampf
erwähnt wird, deutet vieles darauf hin, dass es sich eher um eine Art
Raufballspiel handelte. Zumindest verbreiteten es die römischen Legionäre
auf ihren Eroberungsfeldzügen überall in Europa. In machen Gegenden
verband es sich mit neuen Spielideen, so darf Harpastum als ein Ahnherr
der Ballspiele gelten, die sich im Mittelalter in England, Frankreich,
Italien und Deutschland herausbildeten.
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Im
europäischen Mittelalter wurde das Fußballspiel ein zweites Mal erfunden -
nachdem die Chinesen dies bereits getan hatten. Entgegen anderen
Behauptungen wurde in der Antike nicht Fußball gespielt. Zahlreiche
Ballspiel im Rahmen gymnastischer Übungen sind zwar erwähnt, doch liegen
die Wurzeln des Urfußballs in Nordfrankreich und England. Von den Anfängen
bis zur Festschreibung der Regeln im 19. Jahrhundert war es ein rohes
Spiel und keineswegs gefahrlos. Die offene Mannschaftsstärke ließ Streit
zwischen Dörfern - unter dem Deckmantel des Spiels - oftmals zur
anarchischen Massenschlägerei mutieren. Der Brauch, die Waffen für die
Dauer des Spiels nicht abzulegen, zahlten viele mit ihrem Leben.
Es ging
rustikal zu im mittelalterlichen Europa. Dort war Football ein mehr als
körperbetontes Spiel. Verletzte und Tote waren keine Seltenheit. Football,
in Italien nannte man ihn Calcio, kannte nahezu keine Regeln - wäre nicht
in irgendeiner Art und Weise ein Ball beteiligt gewesen- man hätte wohl
den Eindruck gehabt, einer riesigen Massenschlägerei beizuwohnen.
In
Hinterindien und Indonesien hat sich ein Kreisfußballspiel mit aus Rotang
geflochtenen Bällen bei den Naturvölkern bis in die heutige Zeit erhalten.
Dieses Simpak steht im Zusammenhang mit religiösen Festen; an ihm nehmen
oft mehr als 20 Spieler teil.
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Freizeitfußballer in Russland
anno 1810 |
Mexiko zählt als Heimatland der alten
Ballspieltradition und man findet in fast allen Kulturen Mexikos Ballspielplätze
vor, über 600 Ballspielplätze wurden bisher gefunden. Das Hauptmerkmal der
Ballspielplätzen sind die Zielsteine, ihre Abgrenzung erfolgte durch Mauern oder
Treppen, welche gleichzeitig als Sitzfläche fürs Publikum dienten.
Die
Geschichte des ersten Mannschaftsports, der überhaupt mit einer Gummikugel
gespielt wird, beginnt ungefähr 1500 v.Chr. und hatte eine religiöse Bedeutung.
Der
Ball symbolisierte dabei die auf und untergehende Sonne. Es war über ganz Mesoamerika
vom Hochtal von Mexiko im Norden bis zu den Maya im Süden
verbreitet wobei die Regeln des Spiels regional unterschiedlich waren.
Bei
dem Ballspiel versuchten zwei Mannschaften
einen Kautschukball, dessen Größe vom Tennisball bis zum Fußball reichte, durch
einen Ring zu schießen, wobei der Ball nur mit Hüften, Knien, oder Ellenbogen,
nicht aber mit den Händen berührt werden durfte und bis zu 3 kg wog. Am Ende des
Spiels kam es vermutlich zu Opferhandlungen, denn die Reliefs zeigen oft
Opfermesser, abgeschnittene Köpfe und Blut. Nicht überliefert ist, ob am Ende
die Siegermannschaft oder die Verlierer geopfert wurden. Montecuzoma II. letzter Herrscher der Azteken wurde von seinen eigenen Leuten 1521 erschlagen.
Tenochtitlán (1325-1521), gebaut in einen See erreichbar per Dammstraße, hatte 200.000 Einwohner war Haupt und Herz des Aztekenreiches.
Zum Tempelbezirk Tenochtitláns, der heutigen Hauptstadt Mexikos, gehörte auch ein Ballspielplatz - tlachtli -, eine Einrichtung,
die es in den meisten Städten des aztekischen Reiches gab.
Der Spanische Conquestor Hernán Cortés ein einfacher Hauptmann zerstörte mit 600 Mann, 20 Pferden und zehn Geschützen,
im Feldzug von 1519 bis zum 13. August 1521 das Aztekische Reich - ein Millionen Volk - mit
Unterstützung lokaler Hilfsvölker und der Pest völlig.
Nicht einmal 29 Jahre nach der Entdeckung Amerikas 12.10.1492 durch Cristóbal Colón (Christoph Kolumbus). Das Gold der Azteken
brachte dem gierigen Hauptmann jedoch kein Glück.
Aus der vorkolumbianischen Zeit sind eine Fülle von Ballspielen belegt. Bei den
südamerikanischen Hochkulturen der Mayas und Azteken hatte das Spiel vor
allem kultische Bedeutung.
Inka, Maya, Azteken, Mississippi Indianer, Anasazi - Blüte der großen Kulturen
In Nordamerika wurde bei 31 Stämmen eine Art
Fußballspiel nachgewiesen. Dennoch ist über die Regeln sehr wenig bekannt.
Aus verschiedenen Quellen geht hervor, dass die Indianer die Kunst des
Dribbelns mit dem Ball sehr gut beherrschten. Über ein Fußballspiel in
Kalifornien wird berichtet, das tagelang dauern konnte. Es war eine Art
Weitkicken, wobei wechselweise je ein Spieler zweier Mannschaften den Ball
auf die gegnerische Mallinie zuzutreiben hatte. Kombinationen und Kampf um
den Ball gab es nicht, dafür feierliche Zeremonien, die auf kultische
Bedeutung schließen lassen.
Das Ballspiel im präkolumbischen Amerika
Es ist in der ganzen neuen Welt von Kalifornien bis Peru in verschiedenen
Formen verbreitet. Das Gewicht und die Größe des Balls sind von Region zu Region
verschieden, von der Größe eines Tennisballs bis zu Bällen die größer sind als
ein Fußball und mehr als 3 kg wiegen.
Die Pflanzen, die den Gummisaft (Latex) liefern, aus dem man diese Bälle
herstellt, sind in Mexiko der Castillabaum (alquauitl) und der
Guayulestrauch (quauitlolli, beide Wörter heißen: Ball-Baum). In
Südamerika wird dazu die Hevea brasiliensis gebraucht, die bis heute die Quelle
des natürlichen Kautschuks ist. In abgelegenen Gebieten Mexikos wird heute noch das Ballspiel wie in
prähistorischen Zeiten gespielt. Die frühesten Ballspielplätze sind aus olmekischer Zeit (1700 bis 200 v. Chr.) und waren einfache,
bassinartige Anlagen mit Stützmauern aus Erde. In der klassischen Periode finden
sich dann Plätze aus Mauerwerk mit abgesenkten Spielflächen in ganz
Mesoamerika.
Man hat verschiedene Typen der Ballspielplätze und des Spiels gefunden:
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In Teotihuacán
war der Ballspielplatz nur ein Abschnitt in der Straße der Toten, der von
Treppen und Plattformen eingerahmt war. Zum Spiel gehörten Ziele (steinerne
Zielpfähle) an den Enden des Feldes. Es wurde mit Hilfe eines Schlägers wie
beim amerikanischen Baseball gespielt.
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In Monte
Albán, Yagúl,
Dainzú findet man Felder in Form eines breitgedrückten H (wie im Mayagebiet)
mit schrägen, Bänken bildenden Böschungen auf den Seiten, die durch Mauern
begrenzt sind.
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In Xochicalco und Tula befinden sich
ebenfalls Plätze in Form eines flachen H, die aber mit seitlich an den Mauern
befestigten Ringen versehen sind, entsprechend einer in Chichén Itzá
gebrauchten Formel, die von den Tolteken übernommen worden war.
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In El Tajín sind die Spielplätze als ein in die Länge gezogener Raum
entworfen, der seitlich von geradlinigen und senkrechten Mauern (die zwischen
80 und 180 cm hoch sind) eingefasst war.
Während in Teotihuacán mit Schlägern gespielt wurde, war bei den klassischen
Maya kein Zubehör erforderlich, abgesehen vom Körperschutz, wie dem breiten,
gepolsterten Gürtel über der Hüfte.
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Ballspielplatz
in
Palenque |
Es spielten zwei Mannschaften mit je zwei bis drei Spielern. Meistens waren
es Männer edler Herkunft, allerdings fand man in Yaxchilán ein Bild, das Frauen
beim Ballspiel zeigen könnte. Ziel des Spieles war es den Ball im
gegnerischen Spielfeld aufkommen zu lassen, ohne das er den Boden des eigenen
Spielfeldes berührte. Dabei durfte der Ball nicht mit den Händen oder den Füßen
berührt werden, das heißt es durfte nur der Kopf, die Hüften oder die Knie
eingesetzt werden. Bei den unterschiedlichen Kulturen gab es natürlich auch
unterschiedliche Spielregeln.
Das Ballspiel wurde anlässlich großer Zeremonien ausgetragen, als Auslosung
des Opfers zur Menschenopferung. Viele Wissenschaftler sagen, dass der Verlierer
geopfert wurde, aber es könnte auch die Siegermannschaft geopfert worden sein,
da der Opfertod eine große Ehre ist und die Geopferten Zugang zum Pantheon
haben. Das Ballspiel selber hatte auch ein mythische Bedeutung. Die Bewegungen des
Balles symbolisierten die Bewegung der Sonne. Somit unterstützten die Spieler
die Sonne bei ihrem Lauf und durften deswegen den Ball nicht fallenlassen.
Auch aus
Frankreich existieren Nachrichten über eine Spielart des Fußball: Seit dem
12./13. Jahrhundert wurde das Soule oder Choule-Spiel als typisches
Fußballspiel meist am Mardi gras (Fastnacht) ausgetragen Das Spiel ging
auf einen germanischen Sonnenkult zurück und war als Oster- oder Brautball
auch in Deutschland bekannt. Der Bürgermeister oder ein Bannwart gab das
Zeichen zum Spielbeginn und der Ball wurde hoch über die Kirche gekickt,
auf der anderen Seite von der gegnerischen Mannschaft aufgefangen. Wie
beim englischen Volksfußball soll es dabei sehr wild zugegangen
sein.
Interessant sind Dokumente aus Italien: In Florenz findet heute
noch am Festtag Johannes des Täufers (24. Juni) ein historisches
Fußballspiel statt ("calcio storico"), das seine Ursprünge im 15.
Jahrhundert hat und erstmals um 1460 erwähnt wird. Bei dieser Mischung aus
Rugby, Fußball, Ring- und Straßenkämpfen muss eine aus 27 Spielern
bestehende Mannschaft den Ball mit "nichtkriminellen" Mitteln über eine
Begrenzungslinie bringen.
Die in Venedig und Padua üblichen Regeln wurden
1555, die berühmtere Florentiner Variante 1580 von Giovanni de´ Bardi
veröffentlicht. Den Regelbüchern lässt sich entnehmen, dass beide Spiele mit
einem luftgefüllten Lederball in der Größe eines heutigen Hand- bzw.
Fußballs auf einem Platz ausgetragen wurden, der mindestens doppelt so
lang wie breit sein sollte und wohl etwas kleiner als die heute üblichen
Plätze waren. Die Definition des Spiels lautet bei Bardi: "Der Calcio
ist ein öffentliches Spiel zweier zu Fuß agierender und unbewaffneter
Mannschaften von Jugendlichen, die auf angenehme Weise um der Ehre willen
wetteifern, einen aufgepumpten Ball über den gegenüberliegenden Endpunkt
hinaus zu bringen." Die Mannschaften bestanden aus 20 bis 40 Spielern pro
Partei. Giovanni de' Bardi widmete seine Abhandlung dem
fußballbegeisterten Francesco de' Medici. Aus dem Volkscalcio entwickelte
sich im Laufe des 16. Jahrhunderts eine edlere Variante, die im Rahmen
höfischer Feste veranstaltet wurde und allein dem Adel vorbehalten
blieb.
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Die Geschichte des italienischen Fußballverbandes (Federazione Italiana Giuocco Calcio)
begann am 16.März 1898 in Turin. Während einer Versammlung, geleitet von Count D´Ovidio wurde der
Ingenieur Mario Vicary zum ersten Präsidenten der Föderation gewählt.
Gefolgsleute
Wilhelms des Eroberers brachten das Spiel nach ihrem siegreichen "Battle of Hastings" Anno 1066 in East Sussex
gegen King Harold nach England.
Die frühsten Belege der Englischen-Fußballgeschichte sind Gerichtsakten anno 1137, in denen über Verletzte und Tote berichtet wird. England gilt als das Mutterland des Fußballs.
Obwohl im Jahr 1314 König Edward II. diesen Sport verbot, weil er
angeblich vom Bogenschießen und anderen Kriegskünsten ablenke, nahm der
Fußball von hier seinen Ausgang. Bis heute kursiert die Behauptung,
dass
der erste englische Fußballspieler mit dem Totenschädel eines gefallenen
dänischen Soldaten "in pietätloser Weise" vor sich hergekickt habe. Diese
Geschichte, im Jahr 1790 in Kingston-upon-Thames erstmals erzählt, hat
einen überraschend wahren Kern: Die Brüder Oldyngton, die im Jahre 1321 in
Chechire mit dem Kopf des von ihnen ermordeten John de Boddeworth
umherkickten, müsste der Ruhm gebühren, den englischen "Fußball" erfunden
zu haben.
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Das
Grundprinzip des Fußballs - das
spielerische Stoßen eines Balles mit dem Fuß - ist in England spätestens
seit Ende des 15. Jahrhunderts bekannt. Bereits aus dem 14.
Jahrhundert stammt die älteste noch erhaltene englische Darstellung eines
Fußballspiels: eine Schnitzerei am Chorgestühl der Kathedrale von
Gloucester.
Zwischen 1418 und 1440 bestand in London der erste
Fußballclub der Welt, eine gut organisierte Brüderschaft. Am Tag der Hl.
Katharina (25. November) 1425 fand in der Nähe von Bicester ein Match
statt, und Hugh of Lincoln lässt in dieser Zeit eine Ballade "The Jew's
Daughter" mit einem Fußballspiel beginnen.
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Vom Ende des 15. Jahrhunderts datiert eine Chronik, in
der berichtet wird, wie sich William Bartram aus Newark durch ein "Foul"
beim Fußballspiel schwere Wunden zuzieht, von denen er sich auf wundersame
Weise wieder erholt, als ihm im Traum die glorreiche Gestalt König
Heinrichs erscheint. Beschrieben wird das Spiel als eines, bei dem junge
Männer "einen großen Ball vorwärtstreiben, indem sie ihn am Boden entlang
schlagen und rollen, und das nicht mit ihren Händen, sondern mit ihren
Füßen". In einem 1519 veröffentlichten englischen Schulbuch ist davon
die Rede, dass man beim Schulsport mit einem luftgefüllten Ball
herumkickte.
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Heinrich
VIII. und die Liebe zum Fußball - König und Kicker vor 500 Jahren
Er war bekannt für seine sechs Frauen. Das der legendäre englische König Heinrich der VIII. (1491 - 1547) allerdings auch ein begeisterter Fußballfan war, ja noch besser, der erste aktive spielende Monarch der Geschichte gewesen sein soll - diese sensationelle Neuigkeit erfuhren wir erst knapp 500 Jahre später.
Die britische Historikerin Maria Hayward brachte es ans Tageslicht: 1526 bestellte der König "ein paar Schuhe für den Fußball". Sie kosteten vier Schillinge, was heute etwa 150,- Euro entspricht. Zum Zeitpunkt des Auftrags war Heinrich VIII. noch nicht so dick, wie auf dem bekannten Porträt seines Hofmalers Hans Holbein und prahlte mit seinen muskulösen Waden. "Er war sehr
Ehrgeizig", sagte Hayward.
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"Und wie es sich für einen Monarchen geziemt, nimmt man an, dass er immer gewonnen hat." Das mag allerdings nicht nur an seinem Spielwitz, sondern auch an der Zurückhaltung seiner Gegner gelegen haben: Der König war dafür bekannt, in Ungnade gefallene Höflinge köpfen zu lassen. Das Spielfeld war damals kilometergroß, jedes Team bestand aus hunderten von Spielern. Als Ball diente eine aufgeblasene Schweinsblase und die Mannschaften versuchten, ihn in ihr Dorf zu schießen. Dabei kam es regelmäßig zu wüsten Schlägereien.
Zumindest das, soll es ja hin und wieder immer noch geben.
In den Statuten des St. John's College in Oxford (1555) und
den Annalen von Cambridge (1579) taucht der Fußball als "Pila Pedalis"
bzw. "to play a Foteball" auf. In Cambridge soll sich der spätere
Lordprotektor Englands, Oliver Cromwell, während der Jahre 1616 und 1617
den Ruf erworben haben, zwar kein begnadeter Wissenschaftler, dafür aber
"one of the chief Matchmakers and Players at Football" zu
sein. William Shakespeare brachte den Fußball zu
literarischen Ehren in seinen Stücken "King Lear" und "Komödie der
Irrungen". In letzterer lässt er den Dromio sich mit folgenden Worten
beklagen:
"Bin ich so rund mit Euch, als Ihr mit mir, dass Ihr mich wie
'nen Fußball schlagt und stoßt? Der stößt mich hin, er her, so stößt mich
jeder, bleib' ich bei Euch im Dienst, näht mich in
Leder."
«Du, gemeiner Fußballer», ruft der Graf von Kent in Shakespeares Stück «König Lear» aus, um die Anhänger eines Brauchtums, der oft in Kämpfen zwischen Dörfern ausartete, zu
geißeln.
Mehr als 23 Mal innerhalb von 300 Jahren (1314 - 1615) sahen sich englische Herrscher
gezwungen, diesen Sport zu verbieten. Sie sahen darin eine Gefährdung der öffentlichen
Ordnung. Weitere Verbote bzw. Aufrufe dazu, wie 1572 vom Bischof von Rochester, scheiterten
allerdings. Das Volk setzte sich über die Verbote hinweg.
Der Begriff "Derby" stammt vom berühmt-berüchtigten Shrove-Tuesday-Kampf zwischen den
Pfarrbezirken All Saints und St. Peter's in Derby. Am traditionellen Spiel waren damals
auf beiden Seiten zwischen 500 und 1000 Akteure beteiligt.
Die Spieldauer betrug rund sechs Stunden. Zum Spielfeld gehörte auch der Fluss Derwent.
In England gab es im späten Mittelalter bis hinein ins
19. Jahrhundert "Fußballspiele" zwischen Dörfern, an denen zwei-
dreihundert sogar bis zu 500 Spieler pro Partei teilnahmen und bei denen es
äußerst wild
und ungezügelt zugegangen sein soll, vereinzelt sogar zu Todesfällen kam. Kraft und Gewalt, nicht Geschicklichkeit wurden betont.
Es war ein Volksspiel im wahrsten Sinne des Wortes, an dem ganze Ortschaften teilnahmen.
Eine klare Unterscheidung zwischen Spielern und Zuschauern gab es nicht. Die Regeln basierten auf einfachen, ungeschriebenen Gewohnheitsregeln.
Das Spielfeld war eben so wenig wie die Dauer und die Anzahl der Spieler exakt festgelegt.
Der Fußball ist rund und der Rugby-Ball oval.
Beide Spiel-Arten entwickelten sich aus dem rauen "Folk Football" bzw. "Village Football".
Anfangs des 19. Jahrhunderts war die
Verwandtschaft zwischen Fussball und Rugby noch groß.
Obwohl im Fussball der Ball grundsätzlich nicht mit den Händen gespielt werden durfte, gestattete die
so genannte «Fair-Catch-Regel» den Ball mit der Hand anzuhalten, wenn er hoch zukam.
Der Fussball bot damals
sehr bewegte Szenen. Bevor mit System gespielt wurde war Fussball kein
Spiel, sondern ein roher Kampf. Das Ziel war, den Ball über eine lange
Torlinie, später zwischen zwei Pfosten und eventuell einer Latte, zu
bringen. Die Fußballsitte übernahm allmählich Normen, welche die
Aggressivität dämpften. Es entstanden Gewohnheiten bezüglich Einwürfen und
Spielzügen. Von diesen Gewohnheiten war die wichtigste, den Ball nicht zu
überholen, weil sie dem Spiel Struktur und System gab. So kam es vom
primitiven Fussball zu einer kultivierten Zeitspanne.
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Um
1850 war der Volksfußball weitgehend verschwunden. In organisierter Form pflegten ihn nur noch die Public Schools.
Daneben existierte er als spontanes Spiel in den Arbeitersiedlungen und auf den Pferdekoppeln der Gasthäuser.
In den exklusiven Public Schools wandelte sich das Spiel. Der Fussball wurde einem Verregelungs- und Zivilisierungsprozess unterzogen.
Eine feste und formale Organisation sowie ein vielfältiges und schriftlich niedergelegtes Regelwerk entstand.
Die - entgegen ihrem Namen - privaten Bildungseinrichtungen, von unabhängigen Stiftungen betrieben, wurden im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit gegründet: Winchester 1382, Eton 1440, Rugby 1567, Harrow 1571.
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Erst Mitte des 19. Jahrhunderts begann man
mit der Zähmung des widerspenstigen Spiels: am 26. Oktober 1863 wurde in einem Londoner
Gasthaus - der Freemason's Tavern in Lincoln's Inn Field - die Football Association gegründet
(aus diesen beiden Worten entstand wenig später
der neue Begriff soccer). Nach zweiwöchigem Sitzungsmarathon wurden in der Freimaurer-Taverne in London die ersten 13 Regeln
der Football Association verabschiedet. Die Rugby-Freunde verließen die Sitzung und gründeten ihren eigenen Verband. Das "handling game" hatte sich vom "dribbling game" losgesagt.
Die Ballberührung mit der Hand war nun ebenso verboten wie das Tragen von hervorstehenden Nägeln oder Eisenplatten an den Schuhsohlen! Fußball war einfach zu spielen und nicht an weichen Rasen gebunden. Weicher Boden war für das Rugby ebenso unentbehrlich wie reißfeste Kleidung.
Gründungmitglieder waren junge englische Gentlemen, Vertreter von
zahlreichen Universitäten, Schulen und Footballclubs. Sie wollten Football mit allgemein
gültigen Regeln ausstatten. "Elf" wurde die magische Zahl, die ein Jahrhundert später
Millionen in ihren Bann ziehen sollte. Gewalt im Spiel wurde verboten. Das war die Geburtsstunde
des modernen Fußballs.
Zwar dominierte noch 1880 das härtere Rugby-Spiel. Die Times schrieb damals, dem Rugby Union Game seien doppelt so viele Spieler
verpflichtet wie dem Association Game. Die Mehrzahl der öffentlichen Schulen spielte noch meist Rugby, das sollte sich aber bald ändern Das Rugby-Spiel kannte 59-Regeln, Soccer dagegen nur
wenig mehr als 10-Regeln je nach dem welchen "Rules" man sich verpflichtet fühlte. Der moderne Fussball war deshalb für Spieler und Zuschauer leichter verständlich. Zudem war er attraktiver, da variantenreicher,
offener und flüssiger. Soccer war auch "demokratischer", da nicht wie bei Rugby
große und kräftige Männer bevorzugt wurden,
sondern ganz unterschiedliche Spielertypen Verwendung fanden.
Soccer
stand allerdings nicht nur in Konkurrenz zum Rugby, sondern auch zum Cricket.
Das englische Spiel Cricket, dessen moderne Regeln bereits im Jahr 1774 vom Duke of Dorset niedergelegt wurden, bedeutete im 19. Jahrhundert
Das englische Nationalspiel hat denn auch Redensarten wie it´s not cricket (das ist nicht fair) hervor. Cricket symbolisiert wie kein anderes Spiel den Fair-Play-Gedanken.
Natürlich waren insgesamt die Engländer als Taufpaten des Fussballs führend. Zum Ende des 19. Jahrhunderts trat ... ein einstmals ungesetzliches Spiel, Football genannt - seinen
endgültigen Siegeszug um die Welt an.
Das
erste offizielle Länderspiel der Fußballgeschichte findet am 30. Nov. 1872 zwischen Schottland und England in Glasgow statt. Endstand 0:0.
Die Football Association wuchs rasant: 1871 gab es 50 Clubs, 1888 ca. 1000 und im Jahr 1905 bereits über 10.000. 1871 wurden die Pokalspiele in England eingeführt. Der Export auf den Kontinent lahmte etwas. Germania Tempelhof (Berlin) wurde 1888 der erste deutsche Fußballverein. Das Spiel wurde von vielen Erziehern (Turnvätern) hierzulande als "Englische Krankheit" gebrandmarkt, weil es ihnen wenig ertüchtigend und zu wild schien.
Das erste Länderspiel Deutschland-England am 24. November 1899 auf der "Rennbahn am Kurfürstendamm" ging übrigens mit 2:13 Toren verloren. Das ehemalige "Hippodrom" ist heute ein Busparkplatz hinter dem Zoologischen Garten Berlin.
Nach dem Franzosen Jules Rimet, 1921 bis 1954 FIFA-Präsident, war der erste WM-Pokal
benannt worden. 1930 wurde die Trophäe zum ersten Mal verliehen. Im heimischen
Montevideo gewann Uruguay als erstes Team den WM-Titel. Für den "Coupe Jules
Rimet" der Auftakt zu einer unglaublichen Geschichte.
Kurz vor der WM 1966 in England wurde die Trophäe auf einer Ausstellung
gestohlen. Einige Tage später fand ein Hund namens Pickles den vergrabenen
Pokal. 1983 blieb das Happy-End aus. Die Trophäe, die 1970 nach dem dritten
WM-Sieg der Brasilianer in deren Besitz überging, wurde in Rio de Janeiro erneut
gestohlen und wahrscheinlich eingeschmolzen.
Bis Heute ist Fußball-Football-Soccer die populärste Sportart geblieben.
Wer hätte damals, zur Zeit der Huang-Dynastie 2697 v.Chr., also vor 4700 Jahren gedacht
dass
das Ts'uh-küh (d.h., den Ball mit dem Fuß stoßen) von zigmillionen Aktiven und Milliarden von Fans
zelebriert wird.
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