Im November 1892 hielt der 31-jährige französische Historiker und Pädagoge Baron Pierre de Coubertin an der Pariser Universität Sorbonne einen Vortrag,
der mit der sensationellen Aufforderung an die Öffentlichkeit endete, die Olympischen Spiele
wieder zu beleben, eineinhalb Jahrtausende nachdem der römische Kaiser Theodosius, nach
der 292. Olympiade im Jahr 393 n. Chr., dieses "heidnische Fest der Hellenen" verboten hatte.
Der Ursprung der olympischen
Spiele liegt im Dunkeln. Die Randlage
Olympias im Nordwesten der Peloponnes prädestinierte den Ort eigentlich
nicht als eine panhellenische Kultstätte. Doch bestand hier offenbar bereits im
3. Jahrtausend v. Chr. ein Heiligtum, das Muttergottheiten gewidmet war. In
mykenischer Zeit wurde in Olympia der Heros Pelops verehrt, dem die Peloponnes
ihren Namen verdankt. Der Mythos besagt, dass an dieser Stelle jener Pelops, ein
lydischer Königssohn, den König von Pisa (Pisa bei Olympia) in einem Wagenrennen
auf Leben und Tod bezwungen hat. Erst Ende des 1. Jahrtausends v. Chr. wurde in
Olympia der Zeuskult eingeführt.
Die Olympischen Spiele fanden schon vor 776 v. Chr. statt, werden aber erst seit dieser Zeit aufgezeichnet.
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Die olympischen Spiele reichen nachweislich bis in das Jahr 776 v.
Chr. zurück.
Der Läufer Koroibos aus Elis ist laut Siegerlisten der erste Olympiasieger der Geschichte. Er siegte im Stadionlauf, der einzigen Disziplin, die seinerzeit ausgetragen wurde.
Erst im Jahr 712 v. Chr. kamen zwei weitere Läufe hinzu: der Doppellauf (Diaulos) und der Langlauf (Dolichos). Nach und nach kamen immer weitere Disziplinen hinzu: z. B. Kämpfe, Wettkämpfe für Jugendliche (ab 632 v. Chr.),
Pferde- und Wagenrennen, Fohlenrennen, am Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. gab es sogar Wettkämpfe für Trompeter und Herolde. Die letzte Erweiterung war um 200 v. Chr. (Pankration für Jugendliche). Im 4./5. Jahrhundert war die Blütezeit der Olympischen Spiele.
Zu dieser Zeit dauerte das Fest 6 Tage und fand alle vier Jahre statt. Dabei war der Zeuskult im zeitlichen Mittelpunkt gelegen, die Spiele galten nur als Drumherum".
Die Sieger erhielten einen Kranz vom Ölbaum und genossen hohe Verehrung.
Ablauf eines Olympischen Festes
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1. Tag:
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Eid der Wettkämpfer und und ihrer Väter, Brüder und Trainer vor der Statue des "Zeus Horkios" (Horkios = Schützer der Eide") im Buleuterion
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Einteilung der Wettkämpfer und Pferde in Altersklassen
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(seit 396 v. Chr. Wettkämpfe der Trompeter und Herolde)
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2. Tag: Wettkämpfe der Jugendlichen
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3. Tag:
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4. Tag (Vollmond!):
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5. Tag:
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6. Tag:
In diesen frühen Jahrhunderten besaßen die Spiele nur eine regionale Bedeutung: Für die ersten 15 Olympiaden sind nur Sieger verzeichnet, die aus der Peloponnes stammten. Doch im 6. Jahrhundert v. Chr. waren die Olympischen Spiele ein überregionales Ereignis.
Anfang des 5. Jahrhunderts v. Chr. - König Alexander I. von Makedonien wird Olympionike bei den Olympischen Spielen.
Einen zusätzlichen Schub erfuhr das griechische Selbstbewusstsein durch die Erfolge der Perserkriege. Griechenland erlebte eine Blütezeit, wovon Kunst, Dichtung und Architektur zeugen. In dieser Zeit waren die Olympischen Spiele ein Tummelplatz von Athleten aus der ganzen griechischen Welt (Bengtson). Diese Phase beendete der Peloponnesische Krieg (431-404 v. Chr.): Die Spiele wurden wieder zu einem vorwiegend regionalen Ereignis der Peloponnes, sie verloren viel von ihrem panhellenischen Glanz.
Aus dem 4. vorchristlichen Jahrhundert sind die ersten Fälle von Korruption in Olympia überliefert: Versuche, Siege durch Bestechung zu kaufen, warfen einen Schatten auf die Spiele.
Insbesondere dem antiken Reiseschriftsteller Pausanias verdanken wir die Überlieferung einer Reihe von Skandalen [Pausanias V 21,2-18]:
1) Im Jahr 388 v. Chr. bestach der Boxkämpfer Eupolos aus Thessalien drei seiner Gegner mit Geld darunter den amtierende Olympiasieger Phormion aus Halikarnassos. Der Betrug flog auf. Eupolos hatte das Strafgeld zur Errichtung von sechs lebensgroßen bronzenen Zeusstatuen (genannt Zanes) zu entrichten.
2) Für das Jahr 332 v. Chr. ist der Bestechungsfall des athenischen Fünfkämpfers Kallippos verzeichnet. Er und seine korrupten Gegner hatten gleichfalls sechs teure Zeusstatuen zu finanzieren. Da der Athlet die nötige Summe nicht aufbringen konnte, hatte seine Heimatstadt Athen dafür aufzukommen. Athen versuchte sich dieser Pflicht zu entziehen, indem es zunächst einen berühmten Redner zu den Wettkampfausrichtern nach Elis entsandte. Nachdem sich die Eleer nicht nachgiebig zeigten, beschloss Athen die Olympischen Spiele zu boykottieren. Doch als sich nun der Kultort Delphi mit Olympia solidarisch zeigte und Athen das Orakel verweigerte, lenkte Athen ein und zahlte.
3) Der Läufer Astylos von Kroton 488 v. Chr. Doppelolympiasieger auf den Kurzstrecken ließ sich vom Tyrannen von Syrakus Gelon abwerben. Auf den schimpflichen Seitenwechsel reagierte seine Heimatstadt damit, dass sie seine Ehrenstatue vom Sockel stieß und sein Haus in ein Gefängnis umwandelte.
In hellenistischer Zeit dominierte das Berufsathletentum die olympischen Bewerbe. Die griechische Öffentlichkeit wie auch die Herrscher zeigten nun wieder großes Interesse an sportlichen Wettkämpfen, so dass der Ruhm, der in Olympia erworben werden konnte, bares Geld wert war.
Einen schweren Schlag versetzte der römische Gewaltherrscher Sulla Olympia: 85 v. Chr. beraubte er das Heiligtum und 80 v. Chr. verlegte er die 175. Spiele nach Rom. In der Zeit der späten römischen Republik sanken die Spiele wieder zu einem regionalen Ereignis herab.
Zu Beginn der römischen Kaiserzeit genossen die Olympischen Spiele die Aufmerksamkeit des Kaiserhauses: Das Viergespann des späteren Kaisers Tiberius siegte auf den Spielen der 194. Olympiade (4 v. Chr.), der Wagen seines Stiefsohns Germanicus im Jahr 17 n. Chr..
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Eine Farce war die 211. Olympiade: Kaiser Nero ließ die Spiele von 65 n. Chr. auf das Jahr 67 verlegen, um selbst anzutreten. Nero siegte in sechs Disziplinen (Wagenrennen mit Viergespann von Pferden, Viergespann von Fohlen, Zehnerzug von Fohlen, Wettbewerbe der Herolde, der Tragöden und der Kitharöden). Die Bewerbe der Tragöden und der Kitharöden waren eigens auf seinen Wunsch nur für diese Spiele eingeführt worden. Nero ließ es sich nicht nehmen, selbst die Wagen zu lenken. Ein anderer Sieger als er kam sowieso nicht in Frage, so konnte auch ein Sturz seinen Sieg nicht verhindern.
Bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr. gediehen die Olympischen Spiele, doch für die
darauf folgende Zeit werden Aufzeichnungen über die olympischen Sieger sporadischer.
Die Zerstörungsgeschichte des olympischen Heiligtums begann um 260 n. Chr., als zum Schutz vor Angriffen des germanischen Stamms der Heruler eine Festungsmauer aus Steinen abgerissener Gebäude in Olympia errichtet wurde. Es wurden noch Spiele ausgerichtet, aber wohl in kleinerem Rahmen.
Das Ende der Antiken Olympischen Spiele liegt wie ihr Anfang im Dunkeln: Trotz eines Verbots des heidnischen Kultes durch Kaiser Theodosius I. 393 n. Chr.
fanden nach neuen archäologischen Erkenntnissen noch im 5. Jahrhundert Spiele in Olympia statt.
Bisher ging man davon aus das die Zeitrechnung nach Olympiaden (olympische Ära) 776 v. Chr. beginnt und 394 n. Chr. (293. Olympiade). endete.
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Olympischer Kult:
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Festfriede (Ekecheiria): Der Festfriede soll den
Athleten und den Zuschauern - auch im Feindesland - Schutz gewähren. Er dauerte
etwa 3-4 Monate. Boten (Theoroi) verkündeten diese Bekanntmachung (Epangelie),
danach war offiziell der Festfriede. Von den Städten, die an den Spielen
teilnehmen wollten, wurden Boten nach Olympia geschickt, um ihre Teilnahme
anzukündigen. In den Orten, durch die die Gesandten kamen, wurden sie von
Herodokoi beherbergt. Diese kümmerten sich um die Weiterreise der Boten und
gewährten ihnen Schutz.
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Die Kampfrichter: Bei den frühen Olympischen Spielen wurden sie nur
"Diaiteter" (= Schiedsrichter), später dann "Hellanodiken" (= "Griechenrichter")
genannt. Die Kampfrichter waren nur Aristokraten, was man daran erkannte, dass
sie Purpurgewänder trugen. Sie mussten zu Beginn der Spiele einen Amtseid
leisten und sich verschiedenen Reinigungszeremonien unterziehen. Bei den Spielen
ab dem 4. Jh. v. Chr. gab es 10 Richter: Je drei waren für einen Bereich
(Pferde- und Wagenrennen, Pentathlon und der Rest) zuständig, der zehnte war
wohl für die Verwaltung zuständig. Sie hatten ein eigenes Amtslokal, wo sie 10
Monate vor den Spielen von Nomophylakes ("Gesetzeswächtern") in den
Wettkampfregeln unterrichtet wurden. (Dieses Gebäude ist noch nicht
identifiziert.)
Die Aufgaben der Helladonikes waren:
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Überprüfung der Startberechtigung der Teilnehmer (sie mussten freie Griechen
sein!)
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Beaufsichtigung des Trainings der Athleten vor den Spielen
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Einteilung der Männer und der Pferde in Altersgruppen
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Überprüfung der Einhaltung der Regeln (bei Übertreten derer durften die
Kampfrichter denjenigen Athleten auspeitschen lassen, der die Regeln nicht
beachtet hatte)
Olympischer
Eid:
Der Eid musste von den Athleten selbst, von
deren Vätern, Brüdern und Trainern geschworen werden. Sie schworen vor der
Zeusstatue "Horkios" (=Schützer der Eide), "dass von ihnen kein Verstoß gegen
den Wettkampf der Olympien ausgehe".
Der
Sieg und seine "Folgen": Der Sieg bei den Olympischen
Spielen bedeutete den höchsten sportlichen Erfolg. Der Sieger wurde als "Aristos
Hellenon" (=Bester der Griechen) bezeichnet. Ursprünglich bekamen die Sieger nur
einen Olivenkranz und durften in Olympia eine Siegerstatue errichten. Erst
später wurden ihnen andere Ehren und Privilegien zuteil; das heißt, ihnen wurde
z.B. bei ihrer Rückkehr in die Heimatstadt ein Stück der Stadtmauer als Zeichen
der Ehrung zu Füßen gelegt. Außerdem mussten sie ihr Leben lang keine Steuern
mehr zahlen, sie bekamen sogar oft noch eine Geldzuwendung von ca. 500 Drachmen
(= eine Schafherde á 10 Schafen). Weiterhin bekamen sie eine lebenslange
Speisung im Prytaneion (Rathaus).
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Die neuzeitlichen Olympischen Spiele
wurden durch Pierre de Coubertin ins Leben gerufen, der 1894 einen
internationalen Kongress nach Paris einberief. Dieser gründete das
Internationale Olympische Komitee und beschloss, die Olympischen Spiele
"in modernisierter Gestalt, aber unter möglichster Annäherung an die
Antike und auf internationaler Grundlage".
Die ersten olympischen
Spiele fanden 1896 in Athen statt. Seit dem finden sie alle 4 Jahre, mit
Unterbrechungen 1916, 1940 und 1944 wegen der Weltkriege, statt. Die
modernen olympischen Spiele umfassen u.a.: Basketball, Bogenschießen,
Boxen, Fechten, Fußball, Gewichtheben, Handball, Hockey, Judo, Kanu,
Leichtathletik, moderner Fünfkampf, Radsport, Reiten, Ringen, Rudern,
Schießen, Schwimmen mit Wasserspringen und Wasserball, Segeln, Tennis,
Turnen, Volleyball. Das Programm wird vom Internationalen Olympischen
Komitee (IOC) festgelegt und soll mindestens 15 Sportarten umfassen und
darf nicht länger als 15 Tage dauern.
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Die olympischen Symbole, fünf konzentrische
Kreise (drei in der oberen Reihe in den Farben Blau - Schwarz - Rot, zwei
in der unteren Reihe in den Farben Gelb - Grün).
Während eines Griechenlandaufenthalts besuchte Baron Pierre de Coubertin 1913 Delphi. Der Altar des Appollotempels
soll mit fünf verschränkten Ringen geschmückt gewesen sein.
Im Juni 1914 im Paris wurde die Flagge, anlässlich des 20. Jubiläums der modernen olympischen Spielen,
das erste mal gehisst und 1920 wurde sie in Antwerpen offiziell als das Symbol der Olympischen Spiele eingeführt.
Das olympische
Feuer
Im Altertum brannte im heiligen Hain
von Olympia ständig ein heiliges Feuer. Wohl in Anlehnung an diesen Brauch gab
es 1928 und 1932 auf einem Turm über den Olympiastadien eine Flamme für die
Dauer der Spiele. In Olympia wird es seither im Hain von Olympia von den
Sonnenstrahlen in einem Hohlspiegel entzündet und nach einer Feier im antiken
Stadion mit einer Läuferstaffel zum jeweiligen Olympiaort gebracht. Einer Idee
des deutschen Sportpädagogen Carl Diem folgend, wurde das 0lympische Feuer 1936
von über 3000 Sportlerinnen und Sportlern in einem Fackellauf von Olympia nach
Berlin getragen. Seit damals verbindet der Fackellauf die antiken Olympischen
Spiele mit den modernen und vereint die Völker durch den Weg der Flamme.
Pünktlich zur Eröffnungsfeier der jeweiligen Olympischen Spiele trifft das
Olympische Feuer im Olympiastadion ein, wo es für die gesamte Dauer der Spiele
in einer Flammenschale brennt und als Symbol die Zeit der Spiele dokumentiert.
1956 musste das Olympische Feuer mit dem Flugzeug nach Australien gebracht
werden, 1976 wurde es per Laserstrahl nach Montreal über Satellit geschickt.
Die olympische Hymne
wurde durch Kostis Palamas geschrieben und durch Spyros Samaras für die olympischen Spielen im 1896 in Athen vertont.
Seit 1952 ist sie die offizielle Hymne der Olympischen Spielen.
Das olympische Versprechen (Orkos = Eid),
existiert seit 1920 und wird durch einen Athleten während der Eröffnungsfeier vorgetragen.
"Im Namen aller Wettkämpfer gelobe ich, dass wir in fairem Wettstreit an den Olympischen Spielen teilnehmen und die geltenden Regeln
achten und befolgen werden, im Geiste sportlicher Fairness, zum Ruhme des Sports und zur Ehre unserer Mannschaften." |
Danach folgt ein entsprechendes Versprechen durch einen/eine Kampfrichter/in.
Citius - Altius - Fortius.
(schneller - höher - weiter) ist die offizielle Devise der Olympischen Bewegung, die von dem französischen Dominikaner-Pater Henri Didon 1891 geprägt wurde. Coubertin verband mit dieser Devise das ständige Streben nach menschlicher Vervollkommnung über die hohe Leistung.
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