Wenn
der süße Duft von Lebkuchen durch die Luft weht und die Zunge
nach einem würzigen Glühwein lechzt, dann ist die Zeit wieder
reif für den schönsten Weihnachtsmarkt Deutschlands.
Jedes Jahr im
November wandelt sich die alte Reichsstadt Nürnberg zu einem
stimmungsvollen weihnachtlichen Marktplatz. Die historische
Innenstadt erstrahlt im Glanz vorweihnachtlicher
Lichterdekoration und von überall her ertönen Weihnachtslieder.
Nirgendwo in Deutschland ist die Adventszeit schöner als auf dem
Nürnberger Christkindlesmarkt. Am Freitag vor dem ersten Advent
wird Nürnbergs vorweihnachtliches Spektakel eröffnet.
Hunderttausende Menschen reisen mit Omnibussen, Sonderzügen und
Sonderflügen alljährlich in der Vorweihnachtszeit an, um das
weltberühmte „Städtchen aus Tuch und Holz" zu erleben. Der
Nürnberger Christkindlesmarkt ist das berühmteste Ereignis in
Nürnberg und weit über die europäischen Grenzen hinaus bekannt.
Ob Christbaumschmuck, Nussknacker oder Lebkuchen- hier findet der
Besucher alles, was den Geist der Weihnacht ausmacht.
 |
Der besondere
Charme des schönsten Christkindlesmarkts in Deutschland liegt
vor allem in der historischen Kulisse auf dem Nürnberger
Hauptmarkt mit Frauenkirche, Schönem Brunnen und Blick auf die
gotischen Altstadtkirchen St. Lorenz und St. Sebald. Das
traditionelle Angebot aus Lebkuchen, Früchtebrot, Bratwürsten
und Glühwein sowie die glitzernden Verkaufsstände stimmen die
Besucher auf Weihnachten ein.
Auch wenn einmal die Wege zwischen den Buden schier aus allen
Nähten zu platzen drohen, Chöre, Posaunenchöre oder auch der
Tölzer Knabenchor, die zum Christkindlesmarkt auftreten, sorgen
mit Ihren Programmen dafür, dass die Besucher in weihnachtliche
Stimmung versetzt werden.
Fast 200 Stände
bieten zwischen alten Nürnberger Giebelhäusern ihre Waren an. In
den nostalgischen Holzbuden kauft man Spezialitäten, die am
Heiligabend auf jedem Weihnachtsteller zu finden sind: die
berühmten Nürnberger Lebkuchen und Christstollen. Daneben liegt
der Duft typisch Nürnberger Rostbratwürste, Zwetschgenmännle
oder Hutzelbrot in der Luft. Posaunenklänge und Chorgesang
machen die vorweihnachtliche Stimmung perfekt. Mittelpunkt des
Markts ist eine große Weihnachtskrippe mit holzgeschnitzten
Figuren. Und wer die weihnachtlich geschmückte Stadt kennen
lernen möchte, fährt mit der historischen Postkutsche durch
Nürnberg.
 |
Für Kinder gibt
es eine spezielle Kinderweihnacht und ein Kinderkulturprogramm
mit umfangreichem Angebot: In einem mit Lebkuchen verzierten
Knusperhaus empfängt der Nikolaus die Kleinen und in
geschmückten Buden können sie backen, basteln, Kerzen ziehen
oder mit nostalgischem Blechspielzeug spielen. Wenn man am 13.
Dezember in der Stadt ist, sollte man sich den Lichterzug der
Kinder nicht entgehen lassen: 2.000 Schulkinder ziehen dann mit
ihren Laternen durch die Stadt zur Nürnberger Burg.
Der
Christkindlesmarkt geht wahrscheinlich auf eine Sitte aus dem
16. Jahrhundert zurück, nach der die Kinder in Nürnberg nicht
nicht wie bis dahin an Neujahr, sondern an Weihnachten beschenkt
wurden. Durch wachsende Nachfrage an Spielsachen und anderen
Geschenken entwickelte sich der Christkindlesmarkt, der sich
seit 1628 offiziell als Weihnachtsmarkt bezeichnen darf.
Alljährliches Highlight ist die Eröffnungsfeier des Nürnberger
Christkindlesmarkts mit Musik und dem Prolog des Nürnberger
Christkinds. Alle zwei Jahre wird es von den Nürnbergern gewählt
und repräsentiert in dieser Zeit die Stadt. Übrigens gibt es
inzwischen auch in Chicago auf der Daley Plaza "Block 37" jedes
Jahr einen Weihnachtsmarkt nach Nürnberger Vorbild, der
alljährlich vom Vorjahres-Christkind offiziell eröffnet wird.
Das Nürnberger Christkind
Das
Nürnberger Christkind - dabei handelt es sich nicht, wie
vielfach vermutet, um einen Rauschgoldengel - eröffnete
erstmals 1948 den Christkindlesmarkt. Dieser erste Markt
nach dem Zweiten Weltkrieg fand inmitten der den Hauptmarkt
umgebenden Trümmerwüste statt. Das Christkind wurde ab 1948
von der Nürnberger Volksschauspielerin Sofie Keeser
dargestellt, Anfang der sechziger Jahre übernahm die Rolle
die Nürnberger Schauspielerin Irene Brunner.
Seit 1969
wird das "Nürnberger Christkind" alle zwei Jahre von der
Bevölkerung unter Mithilfe der Nürnberger Tageszeitungen
gewählt. Dabei bitten die Medien Nürnbergerinnen, sich mit
einem Bild und Lebenslauf zu bewerben, sofern die
Bewerberinnen folgende Bedingungen erfüllen:
- Sie sollen
möglichst in Nürnberg geboren sein, in jedem Fall aber schon
längere Zeit hier wohnen.
- Sie müssen das 16. Lebensjahr vollendet haben und dürfen
nicht älter als 19 Jahre alt sein.
- Nötig ist eine Körpergröße nicht unter 160 Zentimeter
sowie
- absolute Schwindelfreiheit und
- eine gewisse Wetterfestigkeit.
Das erste von
der Bevölkerung gewählte Nürnberger Christkind, Gabriele
Jungk, eröffnete 1970 "seinen Markt". Die Schülerin Marisa
Sanchez (17) spricht 2001 als 17. gewähltes Christkind zum
ersten Mal den Eröffnungsprolog. Dieser Prolog mit der
Eröffnungszeremonie gilt als Hauptaufgabe des Nürnberger
Christkinds. Beide überstanden die vergangenen 50 Jahre
nahezu unverändert. Der Text stammt von dem Dramaturgen
Friedrich Bröger, einem Sohn des Nürnberger Arbeiterdichters
Karl Bröger und wurde Mitte der fünfziger Jahre leicht
umgeschrieben. Er nimmt im Kern Bezug auf die Situation und
die Umgebung des Marktes im Jahr 1948.
Zu den Aufgaben des Christkinds zählen in der Zeit vor
Weihnachten vor allem die Auftritte auf dem Markt und der
Kinderweihnacht und rund 130 weitere Termine. Dazu gehören
viele Interviews, Fernsehauftritte und Besuche auf
Weihnachtsmärkten in anderen Städten. Besonderen Wert legt
das Nürnberger Christkind auf soziale Aufgaben, wie Besuche
in Altenheimen, Kindergärten, Behinderteneinrichtungen und
Krankenhäusern. In Nürnberger Kinderkliniken findet eine
Bescherung statt. Es ist bis heute eisernes Prinzip, die
Institution Nürnberger Christkind nicht kommerziell zu
vermarkten oder gar zu einem "Event" zu erklären. Seine
Auftritte dienen ausschließlich sozialen und karitativen
Zwecken und der Herstellung freundschaftlicher Verbindungen
zur Bevölkerung anderer Städte.
|
 |
Der
Rauschgoldengel aus Nürnberg
Der
Nürnberger Rauschgoldengel ist zum Ende des Jahres 1700
entstanden. Damals lebte in Nürnberg ein Handwerksmeister namens
Hauser. Dem war sein einziges Kind, eine kleine Tochter, nach
einer schweren Krankheit gestorben. Ohnehin schon Witwer, lebte
der Mann fortan allein in seinem Haus, und der Schmerz über den
Tod seines Kindes überwältigte ihn so, dass er nicht mehr in
seine Werkstatt ging, seine Freunde nicht mehr aufsuchte und
erst recht jeden Zunftabend mied.
Stundenlang saß er neben dem Bett, in dem das Kind gestorben war
und aus dem man es fortgetragen hatten. Er starrte auf die
Kissen, strich darüber und konnte sich nicht in den göttlichen
Ratschluss finden. Er entließ seinen Gesellen, denn wozu sagte
er sich, soll es noch einen Sinn haben, an Schraubstock und
Hobelbank zu stehen. Am Tage, wenn die Fensterläden offen
standen, schmerzte ihn das Sonnenlicht, sobald aber die
Dunkelheit kam, fürchtete er sich vor der Nacht, in der ihn die
Traurigkeit immer von neuem überwältigte.
Darüber verging die Zeit. Eines Nachts als er schließlich nach
langem Grübeln in einen leichten Schlaf gefunden hatte, ging
plötzlich die Tür auf, und von einem hellen Schimmer umgeben,
sah er eine Gestalt hereinkommen, ganz in ein goldenes Gewand
gehüllt. Als der Mann genauer hinsah, bemerkte er dass es das
Nürnberger Gewand war. Außerdem sah er dass das Wesen weder Arme
noch Hände, dafür aber zwei mächtige goldene Flügel hatte. Ein
Engel! Jetzt kam dieser Engel auf ihn zu, blieb an seinem Bett
stehen, setzte sich dann und neigte den Kopf zu ihm herunter. Da
erkannte der Mann, dass er seine verstorbene Tochter vor sich
hatte. Sie lächelte und erzählte ihm, wie gut es ihr ginge und
sie bat ihn, nie mehr um sie zu weinen.
Der einsame Mann versprach es, aber davon erwachte er, fuhr im
Bett hoch und war allein, wie immer. Doch es kam ihm vor als ob
ein goldener Glanz in der Stube zurückgeblieben war, auch die
Tür stand noch offen. Da wurde ihm das Herz leicht, und er fand
keinen Schlaf mehr bis der Morgen kam, und immer sah er das
Gesicht des Engels vor sich.
 |
Als
der Morgen graute, ging er in seine Werkstatt und suchte ein
Klötzchen Lindenholz. Das weiche Holz der Linde verarbeitete er
selten, deshalb dauerte es ein Weilchen, bis er das richtige
gefunden hatte. Aber noch während er suchte kehrte immer mehr
Lebensmut zurück. Plötzlich sah er wieder eine Aufgabe vor sich:
Er wollte versuchen, das Gesicht seines verstorbenen Kindes aus
dem Lindenholz zu schneiden. Er wollte es so schnitzen, wie er
es in der Nacht als Engel gesehen hatte.
Die nächsten Tage schnitze er und je deutlicher ihn aus dem Holz
das Gesicht seines Kindes ansah, desto zufriedener wurde er.
Doch mit dem Gesicht alleine war es nicht getan. Er beschaffte
sich Rauschgold für die mächtigen Flügel, außerdem hatte der
Engel einen plissierten goldenen Rock getragen, den er aus einem
dünn ausgewalzten Messingblech fertigte.
In den nächsten Tagen war er so in seine Arbeit vertieft, dass
er nicht hörte wie an seine Tür geklopft wurde. Es waren seine
Freunde, denen es keine Ruhe mehr ließ, nachdem sie ihn tagelang
nicht mehr gesehen hatten. Sie versuchten durch die Ritzen der
Fensterläden zu sehen. Nur das glänzen und blitzen des Goldes
war zu sehen. Dann riefen und klopften sie lauter und da hörte
er sie und ließ sie eintreten.
Die Schönheit des Engels machte sie sprachlos. Er erzählte ihnen
von seinem Traum, aber ihnen genügte es, dass er wieder ins
Leben zurückgefunden hatte.
Um immer mit seinem verstorbenen Kind verbunden zu sein, fing
der Mann an mehrere Rauschgoldengel herzustellen. Zum kommenden
Christkindlesmarkt hatte er so viele fertig gebracht, dass er
einen Stand mietete und sie ausstellte. Wie immer, wenn es etwas
neues gibt, drängten die Käufer und rissen sich um die
Rauschgoldengel. Auch waren alle bereit, ohne zu feilschen gutes
Geld für die Kunstwerke zu bezahlen.
Und
so kam es, dass man auch heute noch Rauschgoldengel auf dem
Nürnberger Christkindelmarkt kaufen kann.
Weitere
Informationen:
Christkindlesmarkt
Infotelefon
unter (0911) 23 36-0
Kinderweihnacht
Tel: (0911) 46 86 00
Fax: (0911) 46 57 67
Suedd.Schaustellerverband@t-online.de
Sternenhaus
Tel: (0911) 231 2000
Fax: (0911) 231 2001
|