Die wichtigste Kirche in Marburg ist die
Elisabethkirche. Sie ist eine der frühesten und schönsten gotischen Kirchen
Deutschlands, die Grab- und Wallfahrtskirche der Heiligen Elisabeth, die genau
an der Stelle errichtet worden war, an der sich einst das Hospital der
mildtätigen Königstochter befand.
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Kunstgeschichtlich nimmt sie einen "hohen Rang ein".
Sie ist die frühste rein gotische Kirche Deutschlands. Ihre Baumeister schufen
hier in eigenständiger Weiterprägung des Vorbildes der französischen Kathedralen
den Typus der gotischen Hallenkirche, der für die weitere Entwicklung der Gotik
in Deutschland maßgeblich wurde.
Erbaut wurde die Elisabethkirche in den Jahren 1235 bis 1283 vom Deutschen
Ritterorden über dem Grab der Heiligen Elisabeth. Zu jener Zeit war Marburg
einer der meistbesuchten Wallfahrtsorte in Deutschland. An die politische
Bedeutung Marburgs in vorigen Jahrhunderten erinnert der Landgrafenchor, der zu
den Höhepunkten beim Besuch der Elisabethkirche zählt. Vom 13. Jahrhundert bis
zur Reformation wurden die hessischen Landgrafen und ihre Angehörigen hier
beerdigt. Sie stammten von der Heiligen Elisabeth ab und beriefen sich auf sie,
auch wenn sie sich ihren Idealen nicht verschrieben.
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Elisabeth, Tochter des ungarischen Königs Andreas II. und Gertrud von Andechs-Meranien
wurde schon ein Jahr nach ihrer Geburt mit dem späteren Landgrafen Ludwig IV.
von Thüringen verlobt und lebte von 1211 an am thüringischen Hof. 1221 mit
vierzehn Jahren verheiratet, gebar sie Ludwig drei Kinder. Nach dem Tod ihres
Mannes bei einem Kreuzzug wurde sie genötigt, die Wartburg zu verlassen und
ihren Witwensitz in Marburg zu nehmen. Dort gründete sie ein Franziskanerkloster
und opferte sich im Dienst der Bedürftigen auf. Im 24. Jahr ihres Lebens starb
sie an der Stätte ihres Wirkens, im Franziskanerhospital. Das Kloster wurde
später vom Deutschritterorden übernommen.
Bis heute hat das Leben der heiligen Elisabeth
viele rätselhafte Züge. Vor allem ist uns heute ihre vollständige Unterwerfung
unter den Willen ihres Beichtvaters Konrad von Marburg nicht mehr erklärbar.
Nach ihrem frühen Tod betrieb er zusammen mit Konrad von Thüringen die
Heiligsprechung Elisabeths, doch weil er als Inquisitor und Verfolger von
Ketzerei im Marburger Raum ein düsteres Regiment betrieb, wurde er auch für die
Ritterschaft unerträglich und zwei Jahre nach dem Tod Elisabeths erschlagen in
den Lahnbergen gefunden. Um so heller strahlte der Stern Elisabeths. Als sie am
1. Juni 1235 durch Papst Gregor IX. heiliggesprochen worden war, wurde sie in
Marburg durch einen Staatsakt am 1. Mai 1236 in Anwesenheit von Kaiser Friedrich
II. inthronisiert und gekrönt.
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Die Elisabethkirche ist eines der Wahrzeichen
Marburgs und ein Touristenmagnet. Man kann sie entweder auf eigene Faust
besichtigen oder eine der angebotenen, kostenpflichtigen Führungen nutzen. Wenn
man die Reliquien oder das Grab der heiligen Elisabeth sehen möchte, muss man
Eintritt zahlen, ansonsten kann man die Kirche kostenlos besuchen.
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