Sie ist der
Inbegriff von Preußens Gloria: Die Burg Hohenzollern auf der
Schwäbischen Alb südlich von Hechingen. Die Stammburg des
Geschlechts der Hohenzollern steht weithin sichtbar auf dem
Kegel des 855 Meter hohen Zollernbergs.
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Schon im 11.
Jahrhundert stand auf diesem Berg, den die Römer "Mons solarius"
nannten, eine Burg, von der es damals hieß, sie sei "das
vesteste Haus in teutschen Landen". Gar so fest kann das Haus
nicht gewesen sein. Es wurde im 15. Jahrhundert völlig zerstört.
Eine zweite Burg wurde größer und wehrhafter erbaut, doch diese
Festung verfiel mit der Zeit und präsentierte sich schließlich
als traurige Ruine.
Das missfiel dem preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm, dem
späteren König Friedrich Wilhelm IV, als er 1819 zur
Sommerfrische in den schwäbischen Stammlanden weilte. Er
beschloss, die Burg seiner Ahnen wieder aufbauen zu lassen. Der
König, der als "Romantiker auf dem Thron" in die Geschichte
einging, hielt Wort und beauftragte mit dem Wiederaufbau der
Stammburg seiner Ahnen den Baumeister Friedrich August Stüler,
der seinerzeit als einer der Hauptvertreter des Historismus in
Berlin galt. Von 1850 bis 1867 baute der Schinkel-Schüler Stüler
auf dem Zollernberg eine der imposantesten Burgen Deutschlands
im neugotischen Stil, mit vieltürmigem Schloss und trutzigen
Wehranlagen.
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Trotz der
vorgeblichen Wehrhaftigkeit war die Burg eine wackelige
Angelegenheit. Denn sie steht im Zollerngraben, einem der
aktivsten Erdbebengebiete in Mitteleuropa. Bei den Erdbeben von
1970 und 1978 entstanden dem Haus Hohenzollern Gebäudeschäden in
Millionenhöhe.
Zu den Ausstellungsstücken, die in der Hechinger
Hohenzollernburg am meisten beeindrucken, zählt der blaue
Waffenrock mit roten Manschetten und gelbem Futter, den
Friedrich der Große bei der Schlacht in Kunersdorf getragen hat,
wo er am 12. August 1759 im Siebenjährigen Krieg gegen die
vereinigten Österreicher und Russen eine Niederlage erlitt. Doch
es hätte noch schlimmer kommen können. Eine Musketenkugel
durchschlug etwa in Höhe des Herzens des Königs Waffenrock,
prallte aber an einer Tabaksdose ab, die der Alte Fritz mit sich
führte. Er gehört damit zu den wenigen Menschen, die behaupten
können, Rauchen habe ihrer Gesundheit nicht geschadet.
Die kostbarsten
Zeugnisse der preußischen Geschichte, die auf der Burg
Hohenzollern zu sehen sind, finden sich in der Schatzkammer. Sie
wurde in den frühen 50er Jahren vom damaligen Chef des Hauses
Hohenzollern, dem Kaiserenkel Prinz Louis Ferdinand, angelegt.
Die wertvollsten erhalten gebliebenen Gegenstande aus dem
Familienbesitz sind hier in einem Raum versammelt.
Zu den
kostbarsten Ausstellungsgegenständen zählen die preußische
Königskrone, die Wilhelm II. im Jahr 1889 neu anfertigen ließ,
und drei Tabaksdosen aus dem Besitz König Friedrichs des Großen,
die als Meisterwerke der Goldschmiedekunst des 17. Jahrhunderts
gelten.
Unter den
zahlreichen prächtigen Räumen der Burg, die für Besucher
zugänglich sind, ist der Grafensaal der am prunkvollsten
ausgestattete. Der Grafensaal, in dem sich bei besonderen
Anlässen auch heute noch Festgesellschaften versammeln, wird von
einem Kreuzrippengewölbe überspannt, das von freistehenden
Säulen getragen wird.
Die kostbaren Materialien, die sich in diesem Saal finden,
steigern den prächtigen Eindruck: Von der Decke, die mit
goldenen Ranken geschmückt ist, hängen sechs vergoldete,
bronzene Kronleuchter mit den Wappen der hohenzollerischen
Provinzen. Jeder der Kronleuchter trägt 48 Kerzen.
Den Fußboden
bilden Solnhofener Platten, die von Ornamenten in schwarzem und
weißem italienischen Marmor unterbrochen werden. Die Säulen
bestehen aus rötlichem Nassauer Marmor und tragen vergoldete
Kapitelle. Über den Kaminnischen sind in Bildnismedaillons
bedeutende Persönlichkeiten des Hauses Hohenzollern abgebildet.
Die Hohenzollern
hatten sich zu Beginn des 13. Jahrhunderts in eine schwäbische
und eine fränkische Linie geteilt. Aus der fränkischen Linie
entwickelte sich die brandenburgisch-preußische Linie, die im
Jahre 1701 mit Friedrich I. den ersten König in Preußen und 1871
mit Wilhelm I. den ersten Kaiser des neuen Deutschen Reiches
stellten. Lange Jahre ruhten in der evangelischen
Christuskapelle der Hohenzollernburg die Gebeine von Friedrich
dem Großen und dessen Vater, dem "Soldatenkönig" Friedrich
Wilhelm I. Ihre Särge hatten sich zuvor in der Garnisonskirche
in Potsdam befunden. Sie waren 1943 zur Sicherheit in das
thüringische Salzbergwerk Bernterode und nach dem Krieg in die
Marburger Elisabethkirche gebracht worden. 1952 ließ der
damalige Chef des Hauses Hohenzollern, Prinz Louis Ferdinand von
Preußen, die beiden Königssärge nach Hechingen bringen. Er war
es auch, der 1991, nach Vollzug der deutschen Einheit,
veranlasste, dass die Sarkophage nach Potsdam übergeführt
wurden. Der Alte Fritz wurde, wie er es sich gewünscht hatte, in
Schloss Sanssouci zur letzten Ruhe gebettet, sein Vater in der
Potsdamer Friedenskirche.
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Als Napoleon zu
Beginn des 19. Jahrhunderts die vielen Kleinstaaten im deutschen
Südwesten zum Königreich Württemberg und zum Großherzogtum Baden
zusammenlegte, beließ er den kleinen Fürstentümern
Hohenzollern-Sigmaringen und Hohenzollern-Hechingen ihre
Souveränität. Damit bedankte er sich für eine Freundlichkeit,
die eine hohenzollerische Fürstin seiner Frau Joséphine Jahre
zuvor erwiesen hatte. Nach den Revolutionswirren von 1848/49
überließen die verunsicherten Fürsten von Hechingen und
Sigmaringen ihre Territorien dem Preußenkönig. Ein Pfarrer
leitete damals seine Predigt mit dem Hinweis ein, man solle sich
freuen, dass die Hohenzollerischen Lande preußisch geworden
seien. Sie hätten es "um unserer Sünden willen auch nicht besser
verdient". Die Preußen frohlockten, nun reiche ihr Be-sitz "vom
Fels zum Meer" und ließen dies sogar auf ihren Hausorden
schreiben.
Im Februar 1947 endete auf Beschluss der vier Siegermächte alle
Preußenherrlichkeit. Der Staat Preußen wurde aufgelöst. Seitdem
ist Preußen nur noch Geschichte.
Weitere
Informationen:
Burg Hohenzollern
72379 Burg Hohenzollern bei Hechingen
Tel.: +49 (0) 747 1-24 28
Fax: +49 (0) 74 71-68 12
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