Fast ein jeder Bayer war schon
einmal im Kloster Weltenburg. Über eine halbe Million Tagesbesucher lassen sich
vom wildromantischen Donaudurchbruch bezaubern und landen schließlich bei einem
zünftigen Weltenburger Klosterbier in der Klosterschenke. An heißen Sommertagen
scheinen die Besuchermassen die Klostermauern zu sprengen. Viele kommen allein
wegen der weltberühmten Asam-Kirche, einem Kleinod barocker Baukunst.
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Schon vor Jahrtausenden hat der markante Bergsporn an der
Donauschleife die Menschen angelockt. Die Kelten hielten ihn für so wichtig,
dass sie ihn mit Wall und Graben sicherten. "Artobriga" - die hohe Burg - soll
diese in ihren Anfängen mindestens bis in die Bronzezeit zurückreichende
Bergbefestigung geheißen haben, von welcher der antike Geograph Claudius
Ptolemäus schon um das Jahr 130 nach Christi Geburt berichtet. Die Römer bauten
dann auf den Überresten der Keltenburg ein kleines Grenzkastell und dazu - nach
der Überlieferung - einen der Minerva geweihten Tempel, den der heilige Rupert
in eine Marienkirche umgewandelt haben soll. Das ist nur Legende, während für
eine andere Überlieferung handfeste historische Belege sprechen:
Im frühen 7. Jahrhundert soll auf dem Arzberg der
Kolumbanermönch Eustasius aus Luxeuil in den Ruinen des verlassenen
Römerkastells ein kleines Kloster, das älteste Bayerns, gegründet haben,. Als
Erneuerer oder Widerbegründer dieser Mönchssiedlung wird im Weltenburger
Klosterprolog des 11. Jahrhunderts Herzog Tassilo II. genannt. Er hat vermutlich
im 8. Jahrhundert das Kloster vom Arzberg herunter an das Donauufer verlegt und
es mit Benediktinermönchen besiedelt. Doch sicheren Boden gewinnt man in der
Weltenburger Klostergeschichte erst mit den im 10. Jahrhundert beginnenden
"Traditionsnotizen". Im 12. Jahrhundert war Weltenburg für einige Jahre ein
Augustiner-Chorherrenstift, wurde aber dann wieder den Benediktinern
zurückgegeben. Der in einer Urkunde des Jahres 1128 aufgezeichnete Grundbesitz
des Klosters war recht beträchtlich, doch die Lage abseits der großen Städte und
Straßen brachte ein mehrmals sich abwechselndes Blühen und wieder Verarmen, oft
auch verursacht vom jeweiligen Abt. Auch unter Kriegswirren hatte Weltenburg
wiederholt stark zu leiden, so 1546 im Schmalkaldischen Krieg und dann vor allem
auch im Dreißigjährigen Krieg, dessen verheerenden Folgen erst im 18.
Jahrhundert ganz überwunden werden konnten. Weltenburgs größte Blütezeit begann,
als im Jahre 1713 der Prior Maurus Bächl aus dem Kloster Ensdorf bei Amberg zum
neuen Abt gewählt wurde. Dieser ließ bald nach seiner Wahl durch den
bauerfahrenen Franziskanerpater Philipp Blank mit dem Abbruch der alten und dem
Bau der neuen, barocken Klostergebäude beginnen.
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Schon 1716 wurde auch die alte, im Kern wohl noch aus dem
8. oder 9. Jahrhundert stammende Klosterkirche abgerissen und am 29. Juni
desselben Jahres der Grundstein für das neue Gotteshaus gelegt. Vermutlich ist
Abt Maurus schon in Ensdorf mit dem Cosmas Damian Asam und seinen Künstlerischen
Vorstellungen bekannt geworden, als dieser die dortige Klosterkirche ausmalte.
Sonst hätte er es wohl kaum gewagt, einem noch so jungen und unbekannten
Künstler und seinem Bruder Egid Quirin Asam gleichzeitig den Auftrag für die
Bauplanung und für die Kirchenausstattung zu erteilen. Wahrscheinlich hatte ihm
Cosmas Damain in Ensdorf von jenen Bauideen berichtet, die ihm bei einem
Studienaufenthalt in Rom herangereift waren.
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Was Asam in Weltenburg ganz offensichtlich vorschwebte,
das war ein Kabinettstück des römischen Spätbarocks eines Lorenzo Bernini, aber
gesehen nicht mit den materialverhafteten Augen eines Baumeisters, sondern mit
denen eines phantasiebegabten Malers. Die neue Abteikirche "St. Georg" von
Weltenburg entstand nicht innerhalb von zwei Jahren, wie vielleicht das Datum
der Kirchenweihe (9. Oktober 1718) vermuten ließe. Viel mehr als der Rohbau war
zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertig. Das Deckengemälde ist mit der Jahreszahl
1721 signiert, und im selben Jahr stellte Egid Quirin Asam seinen Hochaltar auf.
Ein großer Teil der Innenausstattung entstand erst in den Jahren danach bis
1735. Auch im späten 18. Jahrhundert wurde Weltenburg mit Benedikt Werner
nochmals ein bedeutender Abt geschenkt, der allerdings 1803 der Säkularisation
weichen musste. Fast 40 Jahre lang stand das Kloster leer, bis es 1842 durch
König Ludwig I. neu gegründet wurde. 14 Mönche des Klosters betreuen
heute mehrere umliegende Pfarreien und knüpfen durch die Weltenburger Akademie
an die 1400-jährige Tradition ihres Wirkens in Altbayerischer Geschichte und
Kultur an.
Rund 500.000 Touristen besuchen im Jahr das Kloster.
Kirchenführungen über Architektur und Kunst vermitteln die Botschaft des
christlichen Glaubens. Für das leibliche Wohl der Touristen sorgen die
Klosterbrauerei und die Klosterschenke. Spezialität ist das dunkle Weltenburger
Klosterbier. Das faszinierende Felsenpanorama
der in gewaltiger Erosionsarbeit entstandenen Weltenburger Enge kann am besten
bei einer Schifffahrt vom Kloster Weltenburg nach Kelheim erlebt werden.
Weitere Informationen:
Benediktinerabtei Weltenburg
Asamstraße 32
93309 Kelheim
Tel.: 09441/ 5911
Fax: 09441/ 5911
abtei-weltenburg@t-online.de
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