Nicht zuletzt durch die Silhouette des Domes erhält Köln eine
Skyline, die nur wenig andere deutsche Großstädte bieten können.
Zähneknirschend musste das sogar Heinrich Heine zugeben, als er 1844 auf seiner
Reise durch das politisch vor sich hin dösende Deutschland in Köln Station
machte:
Doch siehe! Dort im Mondenschein.
Den kolossalen Gesellen!
Er ragt verteufelt schwarz hervor.
Das ist der Dom zu Köllen!
Ansonsten zeigte er sich unbeeindruckt, schließlich bedeutete der Dom damals für
einen aufgeklärten Kopf lediglich ein Denkmal katholischer Rückständigkeit.
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Als eine herausragende Leistung des Mittelalters gilt der Reliquienschrein
für die Gebeine der Heiligen Drei Könige, er ist der größte Reliquienschrein des
Abendlandes. Das ottonische Gerokreuz auf dem Kreuzaltar im Dom ist das erste
Großkreuz des westlichen Abendlandes. Alle Triumphkreuze mittelalterlicher
Kirchen gehen darauf zurück. Der Dom verfügt über zwei große Flügelaltäre: Der
Klarenaltar aus dem 14. Jahrhundert mit 36 Bildern und 25 Skulpturen sowie der
vom Kölner Meister Stephan Lochner geschaffene Altar der Stadtpatrone.
Der Kölner Erzbischof und Reichskanzler Rainald Dassel
(1159-1167 Erzbischof) brachte 1164 die Gebeine der Heiligen Drei Könige nach
Köln, Anlass genug eine Kathedrale zu bauen. Es sollte das größte Bauwerk
nördlich der Alpen werden. So entstand die größte Wallfahrtskirche in Europa.
Heute ist sie die drittgrößte Kirche der Welt mit 157,38 m, nach der Moschee von
Casablanca in Marokko mit 172 m und dem Ulmer Münster mit 162 m. Doch auch schon
vor den Gebeinen der Heiligen Drei Könige war Köln mit einer Vielzahl an
Reliquien ausgestattet und gehörte zu den bedeutenden Wallfahrtsorten in Europa.
Die Anfänge des Domplatzes gehen bereits auf die Römer
zurück. Der Platz gehörte zu der Nordostecke der Legionsstadt Colonia
Agrippina. Schon zu dieser Zeit gab es eine Vielzahl an Tempeln,
Heiligtümern, Weihe- und Kultstätten. Um 300 n. Chr. wurde dort vom Kölner
Bischof Maternus die erste christliche Kirchenanlage gebaut.
Erzbischof Konrad von Hochstaden legte am 15. August 1248 den Grundstein
zum gotischen Dom von Köln. Für die offizielle Bezeichnung wurde der Name, Hohe
Domkirche Sankt Peter und Santa Maria gewählt. Die unvorstellbaren Dimensionen
dieses Baus sahen eine sehr langfristige Planung und Bauphase vor. Bevor nun mit
dem Bau des Domes begonnen werden konnte, wurde der Alte von 858 abgerissen. Der
Brandabbruch misslang, denn nicht das ganze Gebäude sollte zerstört werden. Das
Feuer geriet jedoch außer Kontrolle und das alte Gebäude wurde durch das Feuer
fast vollständig zerstört. Der Westflügel wurde provisorisch wieder hergestellt,
damit man die Messe feiern konnte. Nach französischem Vorbild begann nun auf der
Ostseite der Neubau. Von Albertus
Magnus wurde 1277 der Altar der Domsakristei eingeweiht. 1322 konnte der
Chor eingeweiht werden. Hohe Strebepfeiler und Strebebögen, die große Fenster
ermöglichten, kennzeichneten die gotische Bauweise. Die Bauarbeiten wurde bis
1560 weiter geführt und mussten dann aus Mangel an Kapital und Interesse der
Bürger beendet werden. Der Enthusiasmus der ersten Jahrhunderte war erloschen.
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Mit dem Einzug
der Franzosen und der Besitznahme des ganzen linken Rheinufers 1794
veränderte sich auch das Leben in der Domstadt. Der Gottesdienst wurde verboten
und der Dom wurde von Revolutionären geplündert. Der Domschatz konnte jedoch in
Sicherheit gebracht werden. Dazu gehört auch eines der Prunkstücke, der Schrein
des 1225 ermordeten
Erzbischofs Engelbert von Berg. Die
Inneneinrichtung wurde als Brennholz genutzt und der Dom selbst zum Lagerraum
umfunktioniert. 1801 schloss Napoleon
Bonaparte mit dem Papst ein Konkordat. Daraufhin konnte im Dom wieder die
"Heilige Messe" gefeiert werden und er wurde erneut zum Gotteshaus geweiht.
Im Laufe der Zeit wuchs wieder die Akzeptanz und der Stolz
der Menschen für das außergewöhnliche Bauwerk. 1815 setzte sich Goethe nach
einem Besuch in Köln für die Restaurierung des Domes ein und nannte den Dom
1824:
"das tüchtigste, großartigste Werk, das vielleicht
je auf
Erden gegründet worden sei".
Mit neuer Begeisterung wurde 1842 der Bau wieder aufgenommen.
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Das innere des Doms konnte 1863 fertiggestellt werden, die
beiden Türme, die schon von weitem die Stadt zu erkennen geben, erst 1880. Der
Nordturm war damals mit 157,38 m das höchste Bauwerk der Erde und überragte den
Südturm nur um 7cm. Damit wurde der Dom erst 600 Jahre nach der Grundsteinlegung
fertiggestellt. Allein von 1842 bis 1880 wurden für den Bau 6.270.763 Taler
ausgegeben. Der Staatszuschuss betrug bis 1863 über 50 %. Finanziert wurden die
neuen Baumaßnahmen von der preußischen Staatskasse und dem von vielen Kölner
Bürgern gegründeten Zentral-Dombau-Verein. Die alten Pläne wurden mit modernen
Techniken und neuen Möglichkeiten ergänzt. Hölzerne wurden durch eiserne
Konstruktionen ersetzt.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Kölner Dom von 14
Sprengbomben getroffen und stark beschädigt. Der Innenraum wurde erst 1956
wiederhergestellt. Bis heute wird der Dom als die ewige Baustelle betitelt. Für
den Bau des Kirchenschiffs wurde seit 1842 grobkörniger Sandstein verwendet, der
besonders verwitterungsanfällig ist. Zusätzlich zu dem zunehmenden
Giftgasausstoß beschleunigen auch Regen, Wind, Frost und Sonneneinstrahlung den
Zerfall. Früher kamen 20.000 Pilger im Jahr, heute besuchen täglich bis
zu 20.000 Touristen aus aller Welt den Dom. Wollte man den Dom heute bauen,
müsste man mit Baukosten von rund 20 Milliarden Mark rechnen. Mit ca. fünf Millionen Besuchern
gehört er zu der bedeutendsten Attraktionen Deutschlands.
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