Die Porta Nigra ist
das imposanteste römische Bauwerk nördlich der Alpen und das
unbestrittene Wahrzeichen von Trier. In ihrer monumentalen
Wirkung sucht sie unter den römischen Stadttoren ihresgleichen.
Ihren jetzigen Namen, der ins
Deutsche übersetzt "Schwarzes Tor" bedeutet, erhielt sie erst im Mittelalter.
Denn das aus hellem Sandstein errichtete Bauwerk setzte, bedingt durch
Witterungseinflüsse, seine dunkle Farbe erst im Laufe der Jahrhunderte an.
Ursprünglich wurde es wahrscheinlich Porta Martis, Marstor, genannt.
Die Anlage ist eines der am
besten erhaltenen Bauten aus der Zeit des römischen Reiches in Deutschland. Das
Gebäude stammt aus einer Zeit, als die Römer öffentliche Gebäude gerne aus
großen Quadern (die größten wiegen hier sechs Tonnen) errichteten. Die
Sandsteinquader aus dem nahen Kylltal wurden von mühlengetriebenen Bronzesägen
zurechtgeschnitten (einige Sägespuren sind noch sichtbar) und ohne Mörtel
aufeinandergesetzt. Allerdings verband man je zwei Steine horizontal durch
Eisenklammern, die in Blei ausgegossen wurden. Eine solche Klammer ist noch im
Inneren des Tores nahe der östlichen Wendeltreppe sichtbar; Rostspuren vieler
ehemaliger Klammern sind von außen noch zu sehen, denn im Mittelalter meißelte
man tiefe Löcher, um das Metall zu rauben und einzuschmelzen.
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Beim Aufstand des Clodius Albinus
gegen den Kaiser Septimius Severus stand Trier auf der Seite des Septimius
Severus. Daher wurde es 197 n. Chr. von den Anhängern des Clodius Albinus
belagert. Die in Mainz (Mogontiacum) stationierte Legio 22 Primigenia rückte an
und befreite die Stadt. Offensichtlich wurden die Gerüste damals entfernt und
nicht mehr aufgebaut, denn Feinarbeiten an Architekturteilen wie Säulen und
Gesimsen wurden nicht ausgeführt. Dieser unfertige Zustand bestimmt den heutigen
Eindruck.
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Die Porta Nigra
hat eine Höhe von fast 30m. Ein viergeschossiger Westturm und
ein um ein Geschoß verkürzter Ostturm flankieren das Doppeltor,
die einzige Öffnung im unteren Geschoß. Die beiden Fensterreihen
über den Toren stellten die Wehrgänge dar, die in den Türmen zu
Räumen werden. Auf der Landseite schien man bemüht, die Ansicht
ästhetischer zu gestalten; hier springen die Türme hervor, so
dass ihr Grundriss zu einem Halbkreis wird. Durch die Tore tritt
man in einen zwingerartigen Hof, der landseitig durch Fallgitter
und stadtseitig durch Holztore verschließbar war. War der Feind
in der Falle, konnte er von den innenliegenden Galerien bekämpft
werden.
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Die Porte mit
ihrer palastartigen Architektur ist nicht nur Wahrzeichen
Triers, sondern darüber hinaus machtvolles Symbol der Begegnung
zwischen Römern, Kelten und Germanen. Denn durch das Tor verlief
die Ausfallstraße zum Rhein in die germanischen Provinzen.
Umgekehrt mündete in das Nordtor vom Stadtinneren her die
nordsüdliche Hauptstraßenachse, der cardo maximus, dessen
Verlauf in der Simeonstraße noch weiterlebt.
Im frühen 11. Jahrhundert ließ
sich der Einsiedler Simeon im Ostturm der Porta Nigra einschließen. Ihm zu Ehren
wurde nach seinem Tod ein Stift gegründet und das römische Stadttor zu einer
Doppelkirche ausgebaut. Dieser Umwandlung verdankt die Porta Nigra ihren
Fortbestand bis in unsere Zeit. 1804 verfügte Napoleon die Auskernung des
Bauwerkes. Nur der hochromanische Chorbau entging - dank preußischer
Denkmalpflege - der Entfernung aller nachantiken Zutaten.
Ihre Erhaltung hat die Porta
Nigra wohl nur dem Umstand zu verdanken, dass sie im Mittelalter in Verbindung
mit dem Simeonstift in zwei übereinanderliegende Kirchen umgewandelt wurde. Das
Simeonsstift mit Deutschlands ältestem doppelstöckigen Kreuzgang verkam als
Nutzbau und beherbergt heute das städtische Museum.
Es besteht die Möglichkeit, die
Porta Nigra auch von innen zu besichtigen. Für ein angemessenes Eintrittsgeld
hat man damit die Gelegenheit, eines der ältesten Bauwerke in Deutschland
hautnah zu erleben, entweder im Rahmen einer Führung oder ganz individuell.
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