Die Würzburger Residenz ist ein
barocker Residenzbau am Rande der Innenstadt von Würzburg. Sie
diente bis zur Auflösung der geistlichen Territorien durch die
Mediatisierung als Sitz der Würzburger Fürstbischöfe. Das
Schloss zählt zu den Hauptwerken des süddeutschen Barocks und
ist im europäischen Kontext als der bedeutendste Residenzbau des
Spätbarocks anzusehen.
24 Jahre, von der
Grundsteinlegung im Jahre 1720, bis 1774 dauerte es, bis die gewaltige,
hufeisenförmige Anlage im Rohbau stand. Der Innenausbau wurde erst 1760, die
Gartenanlage in ihrer heutigen Gestalt 1779 vollendet. Balthasar Neumann plante
und betreute den Bau unter der Ägide der Brüder Johann Philipp Franz und
Friedrich Carl von Schönborn und ihrer Nachfolger bis zur Vollendung. Das
Projekt hat 1,5 Millionen Gulden verschlungen - eine gewaltige Summe, wenn man
bedenkt, dass damals ein Tagelöhner einen einzigen Gulden Wochenlohn bekam.
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Die Residenz ist
in sich vollkommen geschlossen und erfolgte - was für so ein
großes Schloss ausgesprochen selten ist - nach einem
einheitlichen Plan. Dass die heutige Anlage derart geschlossen
wirkt, ist auf die synthetische Kraft und das Genie von
Balthasar Neumann zurückzuführen. Ihm oblag es, die Entwürfe der
Baumeister Maximilian von Welsch, Robert de Cotte, Gabriel
Germain Boffrand und Johann Lucas von Hildebrandt zu einer
Synthese zu führen. Vor allem letztere beide haben den
Entwurfsprozess maßgeblich beeinflusst. Hildebrandt prägte die
charakteristischen Mittelrisalite
von Garten- und Hoffassade, während Boffrand die Nebenflügel der
Stadtfassade inspirierte. Dass dem Bau trotzdem nichts
eklektizistisches anhaftet, kann als eine der bedeutendsten
künstlerischen Leistungen von Balthasar Neumann angesehen
werden.
Formal handelt es
sich um eine mehrhöfige Anlage über einer rechteckigen
Grundfläche, an welcher zur Stadtseite ein Ehrenhof ausgespart
ist. Damit stellt die Würzburger Residenz einen Kompromiss
zwischen einer Dreiflügelanlage vergleichbar mit Schloss
Weißenstein in Pommersfelden und einer vielhöfigen Stadtresidenz
wie in München oder Wien dar.
Mit Schloss
Weißenstein verbindet Würzburg die große Bedeutung des
Treppenhauses in der repräsentativen Raumfolge. Jedoch ist es
nicht zentral angelegt, sondern erstreckt sich vom Vestibül aus
in nördliche Richtung. Mit seinen gigantischen Ausmaßen ist
allein das Treppenhaus in Caserta bei Neapel vergleichbar, das
dem Würzburger auch strukturell ähnelt. Hier wie dort haben wir
bis zu einem Wendepodest eine einläufige Treppe, welche sich
dann in zwei parallele Läufe bis zur Belletage spaltet.
Die dreischiffige
Treppe wird von einem Umgang umgeben. Diese gewaltige Anlage
wird überwölbt von dem größten zusammenhängenden Deckenfresko
der Welt, gemalt 1752-1753 von Giovanni Battista Tiepolo , dem
berühmtesten Freskenmaler seiner Zeit. Die Wände sind
zurückhaltend weiß in frühklassizistischen Formen stuckiert. So
wirkt dieser Raum nicht überladen, und das Deckenfresko kommt
bestmöglich zur Geltung.
Zwei weitere
Räume von höchster Bedeutung sind der Kaisersaal und das
Spiegelkabinett, zwei für das 18. Jahrhundert einmalige
Raumkompositionen. Der Kaisersaal - noch zu Lebzeiten Balthasar
Neumanns vollendet - gibt vermutlich das authentischste Zeugnis
von dem dekorativen Konzept Neumanns. Das Spiegelkabinett kann
als nicht zu steigernden Höhepunkt seiner Raumgattung angesehen
werden. Das grüne Kabinett, das venezianische Zimmer, das weiße
Zimmer sowie die Hofkirche stellen bemerkenswerte
Raumschöpfungen des fränkischen Rokoko dar.
Im Zweiten
Weltkrieg schwer beschädigt, wurde die Würzburger Residenz seit
1945 Gegenstand sorgfältiger und häufig exemplarischer
Restaurierungsmaßnahmen; der der Wiederaufbau der Residenz
konnte 1987 mit der Rekonstruktion des in seiner Art einmaligen
Spiegelkabinetts abgeschlossen werden.
Der Hofgarten der
Würzburger Residenz liegt am Rande der barocken
Stadtbefestigung, die mit ihren massiven Stützmauern das Areal
noch heute im Osten begrenzt. Im ausgehenden 18. Jahrhundert
wurde der Hofgärtner Johann Prokop Mayer (1735–1804) damit
beauftragt, den Hofgarten der Residenz anzulegen. Mayer teilte
das kompliziert geschnittene und zu den Bastionen stark
ansteigende Gartengelände geschickt in einzelne, symmetrisch
gegliederte und in sich geschlossene Gartenpartien auf. Ganz im
Stile des Rokoko stattete er die verschiedenen Gartenbereiche
mit einer Fülle von geschnittenen Formobstbäumen, Kübelpflanzen,
Blumenbeeten, Hecken, Spalieren und Laubengängen aus.
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Der sogenannte
Ostgarten, der in der Verlängerung der Hauptachse der Residenz
liegt, steigt über drei Terrassen bis zum Scheitel der
begrenzenden Bastion an. Der rechteckige Südgarten ist im
Gegensatz dazu völlig eben. Er besitzt in seiner Mitte ein
rundes Wasserbassin mit einem großen Monolithen aus Tuffstein,
über dem auch in den Wintermonaten ein kleiner Springstrahl
aufsteigt. In den Parterres des Ost- und Südgartens werden
bereits seit einigen Jahren die rahmenden Blumenrabatten nach
historischem Vorbild bepflanzt und in dem wieder hergestellten
Küchengarten unterhalb der Orangerie stehen wieder
Formobstbäume, die nach alten Schnittmethoden gezogen werden.
Zur Stadt hin ist den streng geometrischen Gartenteilen eine
kleine landschaftliche Partie aus dem frühen 19. Jahrhundert
vorgelagert.
Der Hofgarten
wurde mit zahlreichen Skulpturen, Putten, Vasen und Kanapees von
Peter Wagner geschmückt. Den Zugang zu dem Garten zieren die
geschmiedeten Gitter des Tirolers Georg Oegg.
Weitere
Informationen:
Schloss- und
Gartenverwaltung Würzburg
Residenzplatz 2, Tor B, 97070 Würzburg
Tel.: 0931/3 55 17-0
sgvwuerzburg@bsv.bayern.de
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