Sie faulenzen am
Strand, oder entspannen in der Sonne. Sie gehen baden, surfen,
segeln, reiten oder radeln. Sie gehen spazieren und atmen tief
durch. Sie bummeln über die Strandpromenade von Timmendorf oder
sehen den Fischern im Hafen von Niendorf zu. Sie besichtigen die
Passat in Travemünde und schauen den Ostsee-Fähren hinterher.
Sie hören klassische Musik beim „Schleswig Musik Festival“ oder
schlendern durch die Altstadt - Gassen der Hansestadt Lübeck.
Sie tun einfach nur das, wozu Sie Lust haben. Wo? Na hier, an
der Ostsee!
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Die Ostsee, eine
jahrhundertealte Erfolgsgeschichte: Im Mittelalter, als die
mächtigste Wirtschafts- und Handelsorganisation der Welt
schlicht Hanse hieß und den Städten Lübeck, Wismar, Rostock,
Greifswald und Stralsund beständigen Wohlstand und Einfluss
bescherte.
Im Kaiserreich, als
der Urlaub noch Sommerfrische hieß und alljährlich die
wohlhabenden Herren der Gesellschaft ihre Frauen und Kinder aus
dem stickigen Berlin in die mondänen Seebäder auf Rügen und
Usedom schickten. In der Berliner Republik, als die Schönheiten
der Küste und ihrer Städte wieder entdeckt wurden, die großen
Städte ihre Hansevergangenheit und die Seebäder ihr
wilhelminisches Erbe wieder hervorholten und stolz den
wachsenden Besucherströmen präsentierten.
Auch wenn letzteres noch ein wenig wie Zukunftsmusik klingt -
die Mischung macht's: An warmen Sommertagen locken die weißen
und feinsandigen Strände entlang der Küste die Urlauber von
Timmendorf bis Zinnowitz ans Meer, dann sind die Strandkörbe
ausgebucht und die Chance, ein Stückchen Bernstein zu finden,
liegt nahe Null.
Zeigt sich das Wetter weniger spendabel mit Sonnenschein, lohnt
sich ein Besuch der historischen Hansestädte wie Lübeck und
Stralsund, beide Weltkulturerbe der Unesco, deren aufwändige
Backsteingotik vom Reichtum der hanseatischen Kaufleute zeugt.
Und als Zugabe erwartet Besucher eine Landschaft, die Mutter
Natur überreich mit Wäldern und Wiesen, romantischen Buchten und
schroffen Klippen ausgestattet hat.
Essen & Trinken
Fisch aus dem
Meer, Wild aus den Wäldern, Kohl von den Feldern - in den
Kochtöpfen an der Ostsee schmort, was die Landschaft zu bieten
hat. Ob Kieler Sprotten oder Rügener Räucheraal, knusprig
gebratener Hering im Frühling und Herbst oder Lachs und Forelle
in Weißweinsoße von September bis April: Auch wenn nicht mehr
jeder Fisch auf dem Teller zuvor tatsächlich in der Ostsee
geschwommen ist, füllt Meeresgetier den größten Teil der
Speisekarten.
Doch die
bodenständige Küche im Norden kennt auch zahlreiche Gerichte vom
Land: Birnen, Bohnen und Speck wird vor allem in Schleswig
gegessen, Labskaus aus Kartoffeln und Rindfleisch, serviert mit
Spiegelei, Rote Beete und Rollmops ist überall an der Küste
bekannt. Eine Delikatesse ist geräucherter Schinken, wie er in
vielen Katen Schleswig-Holsteins hergestellt wird.
Ein Faible haben
die Küstenbewohner für süß-saure Kombinationen wie Gänsebraten
mit Pflaumen, Rosinen im Grünkohl und Honigsoße zum Rippchen.
Kohl, der auf den Feldern von Rügen und Poel hervorragend
wächst, erlebt in verschiedensten Variationen eine permanente
Renaissance.
Den süßen
Abschluss bildet Rote Grütze aus verschiedenen Beeren, serviert
mit Vanillesoße, ungeschlagener Sahne oder frischer Milch - in
Lübeck werden Naschkatzen dem legendären Marzipan nur schwer
widerstehen können. Mutige Zungen können mecklenburgischen
Schwarzbrotpudding oder süße Holunderbeersuppe probieren.
Zu herzhaften
Gerichten passt am besten Bier, sei es Flensburger in der
Bügelflasche oder untergäriges Schwarzbier; die Verdauung regt
ein klarer Korn oder der Aquavit Bommerlunder an. Und nach einem
windigen Herbstspaziergang wärmt ein Punsch oder steifer Grog
Seele und Körper - getreu der alten Devise: Rum muss, Zucker
kann, Wasser braucht nicht.
Aktivitäten
Wer wird denn
gleich in die Luft gehen? Die Segelflieger vom
Otto-Lilienthal-Flugplatz in Anklam kurz vor Usedom! Der
ehemalige Stützpunkt der DDR-Agrarflieger hat sich zu einem
Segelflugzentrum der Region entwickelt, in dem auch Rundflüge
über die faszinierende Boddenlandschaft angeboten werden.
Wer nicht selbst
abheben möchte, hat vielleicht Spaß daran, einen bunten (Lenk)
Drachen am Strand steigen zu lassen - dieser Freizeitsport wird
immer beliebter. Auf dem Wasser schätzen Segler und Windsurfer
die stetigen, aber selten unberechenbare Winde der Küste.
Ideal ist die
Ostsee für Familien mit Kindern, denn die allermeisten Strände
fallen äußerst flach ins Meer ab, Gezeiten gibt es kaum und mit
höherem Wellengang ist an schönen Sommertagen kaum zu rechnen.
Weithin bekannt ist der Timmendorfer Strand bei Travemünde, an
dem sich gerne die Schönen und Reichen - vornehmlich ältere
Semester - ein Stelldichein geben; aber um einfach Sonne,
weichen Sand und Meer zu genießen, eignen sich die meisten
Küstenabschnitte von Flensburg bis Ueckermünde.
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Ostseeküste bis
Rügen und Dänische Inseln |
Die norddeutsche
Tiefebene ist flach - was bietet sich da mehr an, als mit dem
Fahrrad Land und Leute zu erkunden? Auf 450 Kilometern kann man
beispielsweise den Ostseeküsten-Radweg von Glücksburg bis
Travemünde abfahren. Oder man sattelt um und bucht in einem der
zahlreichen Reiterhöfe einen Ausritt am Strand und erforscht auf
Schusters Rappen die dichten Buchenwälder der Region.
Land & Leute
Fischköppe,
Muschelschubser, Krabbenpuler - für die Bewohner des deutschen
hohen Nordens hat sich der Rest der Republik nicht gerade
schmeichelhafte Bezeichnungen ausgedacht. Grund könnte die
reservierte Art der Küstenanrainer sein.
Fremde werden
nicht sofort mit offenen Armen empfangen, und wer allzu
großspurig daherkommt, wird schnell merken, wie stur die
Angeliter und Ostholsteiner, Mecklenburger (mit langem e!) und
Rüganer sein können. Doch genauso schnell kann man die Menschen
für sich einnehmen, wenn man ihnen höflich und respektvoll
begegnet. Dann wird man das Steife am Norden schätzen lernen,
sei es die Unaufdringlichkeit der Einheimischen, die steife
Brise beim Frühlingsspaziergang oder der steife Grog, der
anschließend in der Teestube die Glieder wärmt.
Ein literarisches
Denkmal setzte Thomas Mann jener Bürgersschicht, die die
Hansestädte auf unverwechselbare Weise prägte: Die
Kaufmannsfamilien, die seit dem Mittelalter das politische
Geschick der Städte lenkten und mit ihrem Wohlstand das
architektonische Erscheinungsbild bestimmten. Auf den Spuren des
nobelpreisgekrönten Romans Die Buddenbrooks kann man im
Geburtshaus von Thomas und Heinrich Mann in Lübeck wandeln.
Der Kontrast
könnte kaum größer sein zwischen der strengen, erhabenen
Backsteingotik der Hansestädte und der verspielten, beschwingten
Bäderarchitektur auf den Ostseeinseln Rügen und Usedom. Die
wohlhabenden Kreise im Kaiserreich wollten im Sommer Abstand von
der lauten Großstadt gewinnen, auf rauschenden Bällen Hochzeiten
arrangieren und vergnügt sein - das bemerkt noch heute, wer die
Seepromenade in Binz oder Ahlbeck entlangspaziert: Die meisten
Villen und Häuser wurden sorgfältig restauriert und erstrahlen
in neuem Glanz.
Die Ostseeküste bietet allen
Erholungssuchenden vielfältige Möglichkeiten des aktiven und entspannenden
Urlaubs - im Hochsommer, an stürmischen Herbsttagen, aber auch im Winter und im
Frühjahr begeistert diese Landschaft jeden Naturfreund.
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