Hans Albers hat hier schon in der Manege der Großen Freiheit Nr. 7 seine
Lieder geschmettert. Freddy Quinn sang auf dem Kiez in der Washington Bar. Ja
und die Beatles erst! Auch ihr Triumphzug begann auf der Reeperbahn. Die
sündigste Meile der Welt, der Inbegriff des Rotlichtmilieus hat sein
Schmuddel-Image längst abgelegt.
Die Reeperbahn ist gesellschaftsfähig geworden,
dank zahlreicher Entertainment-Einrichtungen, die sich in den Achtziger Jahren
dort angesiedelt haben und das Hamburger Kultur- und Nachtleben bereichern: das
Operettenhaus, das nach einem langen Dornröschenschlaf durch „Cats“ zur ersten
Adresse in Sachen Musical wurde. Das Imperial Theater, das Krimi-Klassiker auf die Bühne bringt. Das St.
Pauli Theater sorgt mit Schwänken, Comedy und Konzerten für Unterhaltung. Und
das Kult-Etablissement auf der Reeperbahn, Schmidts Theater und Schmidts Tivoli,
bietet "modernes Volkstheater“: schrill, schräg, bunt und für jedermann.
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Die Nacht auf St. Pauli, sie erfüllt alle Klischees und passt doch nicht in ein
einzelnes: Im "Safari", dem letzten "Erotiktheater" Deutschlands, schwebt Biene
Maja mit nicht viel mehr als einem Paar Flügelchen am Leib von der Decke, unten
fällt dann Willi über sie her, und gemeinsam zeigen sie dem Publikum, wie es die
Bienen tun. Im Thai-Restaurant "Miami Vice" treffen sich im Laufe der Nacht die
schönsten Frauen aus den Shows von nebenan, aber die sind allesamt Männer. Zur
Swingparty in der "Weißen Maus" tanzen Damen mit Herren im Zweireiher, während
im "Club de Sade" die gestrenge Barfrau Sarah mit der Gerte Alexandra vor sich
hertreibt.
Die sündige Meile in Hamburg
besteht nicht bloß aus einer Straße, sondern aus einem ganzen Viertel - eine
Meile im Quadrat.
Eigentlich dürfte der Spaziergang über die Reeperbahn gerade mal eine
Viertelstunde in Anspruch nehmen. Denn die "Bahn" ist nur eine Straße - kaum 600
Meter lang. Aber in 15 Minuten hat sie wohl kaum jemand geschafft. Zu dicht ist
die allabendliche Völkerwanderung. Nachts glitzert der Kiez im bunten Licht der
Neonreklamen. Auffällig geben sich hier alle: Bars und Boutiquen, Kinos und
Kneipen, Theater und Tätowier-Stuben. Aber am meisten springen dem Besucher
natürlich die Reize der Erotik-Branche ins Auge: Auslagen mit aufregenden
Dessous, Gummiwäsche, Ketten und Lust-Stimulatoren. Es locken Porno-Läden,
Peep-Shows, Gay- und S/M-Boutiquen oder Video-Kabinen. Leibhaftige Frauenkörper
auf Zeit warten auf den Straßen rund um die berühmte Davidwache oder um die Ecke
in der Herbertstraße. Hier sitzen die Käuflichen in Schaufenstern.
Alles Prüde ist diesem
extrovertierten Areal fremd - und das hat Geschichte.
Ihren ursprünglichen Namen verdankt die
Reeperbahn den Reepschlägern, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vor
den Toren der Stadt Hamburg auf dem so genannten Hamburger Berg, einem Brachland
zwischen Hamburg und Altona, ihre schweren Schiffstaue herstellten, die Reepe
genannt wurden. Sie wurden aus
Hanf gedreht und anschließend geteert. Dazu brauchten die Handwerker 250 Meter
lange Bahnen. Hier wurden auch Ölmühlen, Tranbrennereien und Glashütten
errichtet.
Die Straße, die wir heute als Reeperbahn kennen, war eine lange, gepflegte
Allee, zwischen deren bäumen die Reepschläger ihre Seile drehten. Bald wurde
diese Allee jedoch zu einem Vergnügungsviertel, in dem sich Schausteller
niederließen und Wirtshäuser eröffnet wurden. Da in der Stadt selbst die
Prostitution verboten war, kamen interessierte Bürger oder Matrosen hierher.
Schausteller bauten Buden auf, so dass nahe des Millerntors der an der
Reeperbahn gelegene Spielbudenplatz entstand (1795). Hier gab es Seiltänzer,
Kunstreiter und Tierbändiger. 1810 erhielt die Allee offiziell den Namen
Reeperbahn. 1813 wurde der Spielbudenplatz von dem französischen General Davost
vernichtet. Das Viertel wurde jedoch wenig später wieder aufgebaut, Schiffer und
Schiffsbauer siedelten sich an, Handwerker eröffneten Werkstätten und für
Matrosen wurden Kneipen, Bordelle und so genannte Logiehäuser errichtet. Bald
konnte man auf dem Spielbudenplatz wieder Künstler und Sensationen bestaunen.
1833 wurde der Hamburger Berg zur Vorstadt ernannt. Er bekam den Namen St.
Pauli-Vorstadt, benannt nach der Kirche, die in der Nähe des Pinnasbergs lag.
Obwohl der Ruf des Vergnügungsviertels schlecht war, (man fürchtete sich vor
Kriminellen), entstanden ab 1840 auf der Reeperbahn einige Volkstheater. Die
Entwicklung ging rasch weiter. Als 1860 die so genannte Torsperre zwischen
Hamburg und St. Pauli aufgehoben wurde, war der Weg nach St. Pauli zu jeder Zeit
frei. Die Geschäfte florierten. Der 2. Weltkrieg raffte aber alles, bis auf das
St. Pauli Theater, hin.
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Hamburg lag in Schutt und
Asche. Fast ein Drittel aller Häuser von St. Pauli wurden zerstört; Ruinen und
Trümmer, wohin man auch schaute.
Keine leichte Aufgabe für Regisseur Helmut Käutner, den Mythos von der
Reeperbahn auf Zelluloid zu bannen. Da das echte St. Pauli 1944 eher ans
biblische Gomorrha erinnerte, ließ Käutner für die Dreharbeiten zu dem Streifen
"Große Freiheit Nr. 7" die Reeperbahn in Babelsberg nachbauen. Und als dann auch
das Ufa-Gelände im Bombenhagel unterging, musste Hans Albers seinen legendären
Gassenhauer im besetzten Prag singen. Nicht "Auf der Reeperbahn nachts um halb
eins", sondern in den Barrandov-Studios befand sich der blonde Hans, als die
letzte Klappe fiel. Aber gezeigt werden durfte der Film in Nazi-Deutschland
nicht, da General Dönitz die Geschichte "mit den dauernd besoffenen Matrosen"
für wehrkraftzersetzend hielt. Dafür war "Große Freiheit Nr. 7" nach dem Krieg
ein Riesenerfolg, in einer Zeit, als auch an der Reeperbahn endlich die große
Freiheit anbrach und neue Mythen entstanden: von den Beatles und dem Star-Club
bis zu den "Cats" im Operettenhaus, von Schmidts Tivoli bis zum
St.-Pauli-Theater.
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Locations
Die legendäre
Davidwache
(man hört zuweilen auch Davidswache), bekannt u.a. aus Film und Fernsehen, ist
das für St. Pauli zuständige Polizeirevier 15. Ihre Effizienz steht außer Frage;
sie hat St. Pauli fest im Griff und hilft jedermann, der in Schwierigkeiten
geraten ist. Die Davidwache residiert in einem beachtenswerten Klinkerbau
(Spielbudenplatz Nr. 31, Ecke Davidstraße), den Fritz Schumacher 1913/1914 mit
originell gegliederter Traufenfront gestaltet hat (renoviert). Bei der
Davidwache beginnt die Davidstraße, die südwärts zur Bernhard-Nocht-Straße am
Geestrand führt; an der zuletzt genannten stehen einige der heftig umstrittenen
Altbauten (Nr. 16-24) wie in der Hafenstraße, die große
Bavaria-St.-Pauli-Brauerei (Nr. 99; Aussichtsrestaurant "Bavaria-Blick" mit
prächtiger Hafensicht) sowie "Harry's Hamburger Hafenbazar" (Nr. 61-63), in dem
Kuriositäten aus aller Welt zu bewundern sind.
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Die Große Freiheit
gehörte einst zu Altona. Graf Ernst von Schauenburg hatte in seinem
Herrschaftsgebiet, der Grafschaft Pinneberg, zu der Altona gehörte, 1601 seinen
Untertanen die Glaubensfreiheit zugestanden. Hauptsächlich profitierten davon
Mennonieten und Reformierte, die aus den Niederlanden stammten. Einen
Gebietsstreifen an seiner Landesgrenze überließ der Graf 1610 einem Einwanderer
aus Antwerpen, auf dem sich Handwerker ohne Zunftzwang niederlassen konnten.
Dieser Landstreifen erhielt den Namen " Die Freiheit bei Altona " , aus der sich
die heute bekannte " Große Freiheit " entwickelte.
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Die
Herbertstraße
wurde von der Stadtverwaltung um 1900 als geschlossene Wohnanlage für die Huren
eingerichtet. Damit gedachten die Behörden Übersicht und Ordnung über das
Gewerbe zu erlangen. Die spärlich bekleideten Damen stehen beiderseits der
Luststraße hinter ihren Glasvitrinen und machen den vorüberziehenden Männern
schöne Augen. Hinter den Fenstern kann man Nutten für jeden Geschmack finden. Ob
jung, zierlich, alt, fett, oder im Lederkostüm und mit Peitsche, hier gibt's für
jedermann etwas zu sehen. Offiziell gibt es hier keine Zuhälter, die Häuser
werden von Frauen bewirtschaftet. Was allerdings mit den Prostituierten
außerhalb der schützenden Gasse geschieht, ist eine andere Frage.
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Pflichttermin für jeden
Reeperbahn-Touristen ist das
Dollhouse.
Auf der Großen Freiheit gehört es zu den am meisten frequentierten Locations. In
den ehemaligen Räumlichkeiten des legendären "Salambo" können Sie hier – ob Mann
oder Frau – Striptease und Go-Go-Dancing in netter Atmosphäre erleben. Weniger
an ein schmieriges Strip-Lokal als an eine szenige Discothek erinnert das
Ambiente des Dollhouses: Wer einfach einen Drink zu sich nehmen möchte, ist
ebenso willkommen wie Touristen oder größere Runden. Insbesondere am Wochenende
sind hier zahlreiche Gruppen zu beobachten, die Junggesellen- bzw.
Jungesellinnen-Abschiede feiern: Ein letztes Mal vor der Hochzeit darf hier
der/die zukünftige Ehemann/Ehefrau so richtig "die Sau rauslassen". Sprich: von
den abendlich anwesenden 12 Damen und 3-5 Herren strippt zu einem Aufpreis von
20,- Euro der/die Auserwählte auf dem Tisch. Natürlich werden die Umsitzenden
während einer Show auch gern mit in das Tänzchen einbezogen... Aber keine Angst:
Hier geht es um "Showerotik" - Erotik, Tanz und Spaß - niemand wird zum
Mitmachen gezwungen, Körperkontakt ist tabu!
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Sex-Shows & Nacht-Clubs
Sex-, Erotik- und Strip-Shows bieten in
St. Pauli täglich ab 20.00 Uhr:
- Tabu, Große Freiheit 14
- Safari, Große Freiheit 24
- Colibri, Große Freiheit 34
- Show-Center, Reeperbahn 66
- Pulverfass, Reeperbahn 147
- Dollhouse, Große Freiheit 11
Nacht-Clubs/Bordelle
- Club de Sade, Erichstraße 41
- Aphrodite, Rahlstedter Str. 110.
Sado-Maso-Club mit "Zubehörshop".
- Café Lausen, Reeperbahn 59
- Tanga-Club, Gr. Freiheit 27
- Sexy Crazy, Reeperbahn 144
Spezielle Sex-/Porno-Geschäfte/Kinos finden Sie
in St. Georg (Steindamm) und St. Pauli (u.a. Reeperbahn, Davidstraße) in "Hülle
und Fülle".
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